Rezension

Paul Colossa und ich waren leider nicht kompatibel

Giftrausch -

Giftrausch
von Hendrik Esch

Bewertet mit 3 Sternen

Dies ist der zweite Fall mit dem bayrischen Rechtsanwalt Paul Colossa, aber meine erste Begegnung mit ihm. Nach einem Vorfall im berühmten und erfolgreichen Musikinternat Hirschenhaid wird Paul Colossa engagiert, um den Skandal zu vertuschen. Spätestens als ihm der 37 (!) Seiten lange Vertrag präsentiert wird, sollten bei ihm die Alarmglocken läuten … tun es aber nicht laut genug.

Auch nach gut 600 Seiten bin ich mit dem verpeilten Rechtsanwalt, der von einem Fettnäpfchen ins nächste hüpft, nicht warm geworden. Er ist arbeitsscheu, dem großen Geld nicht abgeneigt und sein Verhalten ist oft nur peinlich. In wenigen Momenten zeigt er aber auch eine andere Seite, sein Gewissen meldet sich und er trifft die richtige Entscheidung.

Hendrik Esch kann sehr gut mit Sprache umgehen, keine Frage, aber mir war es zu viel an Ironie, Übertreibung und der Humor entsprach selten dem meinigen. Das und ausführliche Beschreibungen völliger Nebensächlichkeiten gingen zu Lasten der Spannung.

Gut gefallen hat mir das Thema. Der Druck der Schüler überdurchschnittliche Leistungen erbringen zu müssen, war sehr deutlich. Dass dies nur durch Einnahme gewisser Substanzen auf Dauer möglich ist, ist furchtbar, aber wahrscheinlich nicht sehr realitätsfern (hoffentlich nur nicht in diesem Ausmaß). Noch schlimmer fand ich, dass dies sowohl von den Lehrern als auch den Eltern billigenden in Kauf genommen wird obwohl die gesundheitlichen Auswirkungen deutlich erkennbar waren.

Obwohl das Buch dem Genre Krimi zugeschrieben wurde, ist es für mich kein Kriminalroman im eigentlichen Sinne. Da mich Paul Colossa weder in seinen Bann ziehen noch begeistern konnte, gibt es von mir leider nur drei Sterne.