Rezension

Rache

Mörderkind - Inge Löhnig

Mörderkind
von Inge Löhnig

Bewertet mit 4 Sternen

„Sagen Sie Fiona, dass ich sie immer geliebt habe. Es tut mir so leid. Ich bin kein Mörder. Sagen Sie ihr das? Sie müssen es mir versprechen.“

Am liebsten hätte Fiona dem Rettungssanitäter, der ihr die letzten Worte ihres Vaters übermittelt, überhaupt nicht die Tür geöffnet. Zu groß ist ihre Wut auf den Vater, den sie mal so geliebt hatte und der ihr Leben zerstört hat…

Was war geschehen? Bis Fiona 7 Jahre alt war, war sie ein glückliches Kind. Vor allem die Beziehung zu ihrem Vater war eine besonders innige. Von einem Tag auf den anderen änderte sich dann ihr komplettes Leben. Da wurde ihr Vater nämlich verhaftet und später wegen des Mordes an seiner schwangeren Freundin zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Und als wenn das noch nicht schlimm genug gewesen wäre, hatte ihre Mutter kurz darauf einen tödlichen Autounfall. Von da an lebte Fiona in einem Alptraum, denn sie musste nicht nur mit dem Verlust der Eltern klarkommen, sondern auch mit der Tatsache, dass sie als „Mörderkind“ ausgegrenzt wurde.

Über all die Jahre war Wut ihr vorherrschendes Gefühl. Und nun kommt dieser Sanitäter und erklärt ihr, dass ihr Vater unschuldig gewesen wäre!

„Ich arbeite seit zehn Jahren im Rettungswesen und habe einiges erlebt.  Auch letzte Worte von Sterbenden. Niemand verschwendet seinen letzten Atem an eine Lüge.  Auch Ihr Vater nicht. Sie sollten ihm glauben.“

Äußerst widerwillig beginnt Fiona mit Nachforschungen. Sie wird auf Ungeheuerliches stoßen…

 

Dies ist eine Rachestory. Und was für eine! Ich habe ja schon einige gelesen, aber die hier gefiel mir besonders! Die Handlung wechselt zwischen 1995 und 2014, so dass ich lesen konnte, was um den Mord herum geschah. Wobei die Tat selber lange unerwähnt bleibt, so dass ich schön miträtseln konnte, wer denn nun der Täter war. Und auch in 2014 wird noch so einiges passieren, denn ein Herumstochern in lang gehüteten Geheimnissen wird meist nicht gerne gesehen. Es wird also spannend! Der Schreibstil unterstützt die Spannung und lädt ein zum „Dranbleiben“.

 

Sehr viel dreht sich natürlich auch um den Charakter der Fiona. Sie wird mit all ihren Macken, Fehlern und Schwächen sehr gut herausgearbeitet, war mir auch an mancher Stelle nicht wirklich sympathisch. Deutlich wird aber, wie sie zu dem Menschen wurde, der sie ist. Der Leser hat Teil an ihren Gedanken und Erinnerungen. Das alles ist so intensiv geschrieben, dass ich das kleine verletzte Mädchen in ihr richtig vor mir sah.  Als Erwachsene ist sie wütend, aggressiv, glaubt und vertraut nichts und niemandem und wäre eine Fundgrube für jeden Psychotherapeuten.

 

Einen Punkt ziehe ich ab, weil ich doch schon recht früh ahnte, wer denn nun der Täter ist. Trotzdem ist die Rachestory sehr lesenswert und es lässt mir förmlich die Haare zu Berge stehen, wenn ich mir vorstelle, von welchen Gedanken sich Menschen beherrschen lassen! Schön wird wieder herausgearbeitet, wie es dazu kommen konnte, dass ein Mensch sich so dem Rachegedanken hingibt. Und ebenfalls, wie es sich denn so mit einer verübten Rache lebt.

 

Fazit: Tolle Rachestory, faszinierende Charaktere. Einfach gut!

Kommentare

Litis kommentierte am 05. Dezember 2014 um 11:14

Kling gut! Danke für die Rezi!