Rezension

Rasant mit Sogwirkung und trotzdem irgendwie gemütlich

Es muss nicht immer Labskaus sein -

Es muss nicht immer Labskaus sein
von Christiane Franke

Bewertet mit 5 Sternen

Dieser Ostfriesen-Krimi ist schon der neunte einer Reihe. Ich bin auf ihn gestoßen, ohne die ersten Bücher gelesen zu haben. Das macht nichts, denn das „Reihentechnische“ besteht darin, dass es immer in der gleichen Gegend spielt, und zwar in und um Neuharlingersiel in Ostfriesland, und dass die gleichen Personen darin vorkommen.

Die Haupthelden sind der Dorfpolizist Rudi, der Postbote Henner und die Grundschullehrerin Rosa. Diese drei lösen immer die Fälle. Und dann sind da noch die Leute aus dem Ort, eine eingeschworene Gemeinschaft, in der es ziemlich menschelt.

Ich mag es sehr gern, wenn in solch einer Umgebung, die sonst nur als Urlaubsgegend bekannt ist, ein Krimi spielt. Da kann ich mir sicher sein, dass es weder besonders schockierend abartig, noch zu blutig, sondern stattdessen humorvoll und idealerweise trotzdem spannend wird.

Genauso war es hier. Ich habe mich sofort mit den Leuten wohlgefühlt und war von Anfang an gefesselt, sowohl fasziniert von den handelnden Personen als auch vom spannenden und ungewöhnlichen Kriminalfall. Wo hat man denn schon einen gestrandeten Pottwal mit einem erstochenen Umweltschützer daneben?

Am Anfang sind nacheinander sehr viele Personen aufgetreten. Für Leser*innen, die bereits die anderen Teile der Reihe kennen, ist das sicher überhaupt kein Problem. Wenn man die aber nicht gelesen hat, könnte so etwas schwierig werden, wurde es für mich aber nicht. Denn der Schreibstil der Autorinnen ist derart lebendig, dass ich die Leute alle vor mir gesehen habe und mich sehr schnell mit ihnen bekanntmachen konnte. Außerdem ist hinten im Buch ein Personenverzeichnis – für Reihenneulinge mit weniger Vorstellungskraft sicher eine große Hilfe.

Neben dem lebendigen Schreibstil sind mir die „schnellen Schnitte“ aufgefallen. Ich nenne das: rasant mit Sogwirkung. Die Kapitel sind in kurze Handlungsabschnitte gegliedert. Sie springen zwischen den einzelnen Personen hin und her und zeigen, was diese erleben. Immer wenn es gerade spannend wird, geht es wieder reihum weiter, zurück zu einer Stelle, die ich vorher auch schon als Cliffhanger empfunden hatte.

So wird der Spannungsbogen besonders stark. Genau darin besteht die Sogwirkung: Ich konnte das Buch zwischendurch kaum zur Seite legen, sondern immer erst dann „verschnaufen“, wenn das Kapitel beendet war.

Das Ende und damit die Auflösung des Falls war eine Überraschung für mich. Zwischendrin hatte ich keine Ahnung, wer hinter allem stecken könnte. Damit ist dieses tolle Buch aber noch nicht zu Ende. Als Sahnehäubchen obenauf gibt es noch sämtliche Rezepte der im Laufe der Handlung zelebrierten Speisen. Labskaus ist natürlich auch dabei, überhaupt die leckere Hausmannskost von Henners „Mudder“, aber auch Rosas „Ingwershot“ und „Wunderpulver“.

Mein Fazit: Ich hatte viel Spaß, war gespannt wie ein Flitzebogen und mir lief beim Lesen manchmal das Wasser im Mund zusammen. Die ersten acht Bücher der Reihe werde ich wohl nachholen „müssen“ und ich freue mich schon auf eine Fortsetzung.