Rezension

Regt zum Nachdenken an!

New Earth Project - David Moitet

New Earth Project
von David Moitet

"Wir haben die Erde nicht von unseren Vorfahren geerbt, wir haben sie von unseren Kindern geliehen."

Inhalt:

Im Jahr 2125 haben sich die Reichen in überdachte Stadtzentren zurückgezogen, wo sie vor Umweltverschmutzung geschützt sind. Die Armen drängen sich in der überfluteten Water-Zone. Von dort stammt Isis. Sie hat es geschafft, einen Platz in der gemischten Schule zu bekommen, in die auch die Kinder der privilegierten Familien gehen – unter anderem Orion, der Sohn des Erfinders des New Earth Projects. Dieses ermöglicht es wöchentlich 1 Million Menschen aus der ganzen Welt, in einem gigantischen Weltraumschiff die Reise zur Neuen Erde anzutreten, wo fruchtbare Felder darauf warten, von den Neuankömmlingen bewirtschaftet zu werden. Trotz der sozialen Unterschiede freunden sich Isis und Orion an. Doch als Isis’ Familie ein Ticket nach Neue Erde gewinnt, entdeckt Orion, dass Neue Erde nicht das ist, was es zu sein vorgibt ... 

Meine Meinung:

Das New Earth Project ist für mich sehr schwer zu bewerten, wenn ich ehrlich sein muss. Auch fällt es mir schwer, nicht zu spoilern, weil einfach vieles an meiner Meinung von der Handlung an sich abhängt. Insgesamt hat mir der Schreibstil gut gefallen und es wurde genug Spannung aufgebaut, so dass ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen habe. Die Protagonisten fand ich sympathisch und habe sie gerne auf ihrem Weg begleitet. Die Umschreibungen vom Zustand der Erde in gar nicht allzu weit entfernter Zukunft fand ich sehr krass, aber teilweise durchaus realistisch und dadurch nicht weniger beängstigend. Klimawandel, Überbevölkerung, die Schere zwischen Arm und Reich und viele andere, dringende und wichtige Themen wurden thematisiert und haben mich als Leser aufgewühlt und alarmiert. 

Da es sich um ein Jugendbuch handelt und ich mich eigentlich gut unterhalten gefühlt habe und die Geschichte eigentlich wirklich rund um spannend und interessant fand, gebe ich dem Buch gerne die 4 Sterne. Es gibt aber einiges, was mich an der Handlung schon etwas gestört hat, worauf ich im Folgenden versuchen will einzugehen. 

Achtung Spoiler:

Was ich als erstes etwas irritierend und ironisch finde ist die geradezu riesige Schriftgröße, obwohl in dem Buch durchaus sehr ernste Themen behandelt werden. Aber gut, dadurch erscheint das Buch etwas dicker ;) 

Meiner Meinung nach müsste es aber auch mit einer wesentlich kleineren Schriftgröße genauso dick sein, denn es werden so viele höchst brisante Dinge angesprochen und der Plottwist ist so krass, dass die Geschichte es einfach verdient hätte, sehr viel ausführlicher beschrieben zu werden und den Leser noch mehr zu alarmieren. Allein das Thema der Überbevölkerung ist wie ich finde total schwierig zu thematisieren, weil es eigentlich keine Lösung dafür gibt, außer den Menschen in seiner Freiheit einzuschränken, Kinder zu bekommen. Dass es eine solche Einschränkung auch auf der Erde in der Zukunft gibt, wird im Buch nur kurz erwähnt. Dass im Buch noch eine andere "Lösung", der Genozid, praktiziert wird, habe ich schon relativ früh geahnt, aber die ganze Zeit gedacht "Das wäre ja echt zu krass". Ich finde die Thematik für ein Jugendbuch grundsätzlich okay, allerdings wird mir das ganze viel zu nüchtern beschrieben. Erst nach dem Lesen merke ich, welch grässliche Dinge die Geschichte eigentlich beschreibt, dabei hätte es mir beim Lesen doch eigentlich auch schon kalt den Rücken hinunter laufen müssen..

Was ich weiterhin eigentlich okay finde, weil Jugendbuch, aber dennoch sehr unrealistisch, ist die Liebesgeschichte von Isis und Orion. Nach einem Nachmittag, den die beiden gemeinsam verbracht haben, verändert Orion, der anfangs noch sehr arrogant wirkt, seine gesamte Lebenseinstellung, vergisst quasi, dass Isis für ihn wie Abschaum ist und hinterfrägt aus Zuneigung zu ihr sein ganzes Leben. Nur durch ein paar Gedanken über das New Earth Project stößt er dann sofort auf das größte Geheimnis der Menschheit.  Um Isis und viele andere Menschen vor dem Tod zu retten, rekrutiert er dann eine Kinderarmee (ein weiteres großes Problem, welches im Buch aber als völlig normal behandelt wird) und rettet die Menschen gerade im letzten Moment. Mit 15 Jahren wird er dann der neue Vorstand des Unternehmens seines Vaters und macht die ebenfalls 15-jährige Isis zur Vize-Präsidentin desselbigen. Und gemeinsam sollen sie nun in der Lage sein, die Welt zu verändern und alles Elend aus dieser zu schaffen. Und all das geschieht innerhalb von 2 Tagen. 

Irgendwie hab ich den Klappentext auch nicht gut genug gelesen, denn ich habe fest damit gerechnet, dass es im Buch um die Fahrt ins Weltall auf einen fremden Planeten geht. Dass die komplette Handlung dann doch auf der zerstörten Erde stattfindet und besagter Planet für den Menschen unerreichbar ist, hatte ich erst nicht erwartet. Umso besser gefällt mir aber die Botschaft, die dahintersteht: Dass wir nur diese eine Erde haben und nachhaltig mit dieser umgehen müssen. Und dass es keine Lösung ist, den zerstörten Planeten hinter sich zu lassen und auf einen anderen aufzubrechen. 

Spoiler Ende. 

Abschließend kann ich sagen, die Geschichte gefällt mir grundsätzlich sehr gut, ist allerdings für das unglaublich ernste und große Thema zu knapp, zu wenig dramatisch und vor allem gegen Ende viel zu geschönt. Ich stelle mir es wahnsinnig schwierig vor, für dieses Thema in einem Jugendbuch die richtigen Worte zu finden, weshalb ich diesen Versuch trotzdem gut finde und das Buch dennoch weiterempfehlen würde. Es regt zum Nachdenken über unser jetziges Verhalten an und beschreibt viele mögliche Konsequenzen, die daraus schon in naher Zukunft hervorkommen könnten.