Rezension

reicht leider nicht an die Vorgänger heran

Ruinen - Dan Wells

Ruinen
von Dan Wells

Inhalt:
Die Lage spitzt sich immer weiter zu, die Fronten zwischen Partials, den Menschen, den Widerstandsgruppen und desertierten Truppen verhärten sich.
Der Widerstand rund um Delarosa ist mit einer Atombombe unterwegs zu den Partials, Samm kümmert sich im Reservat um die betäubten Partials, Kira lässt sich unentwegt untersuchen und Gewebe entnehmen, um das Verfallsdatum der Partials zu entschlüsseln und wenigstens eine Gruppe von Erdbewohnern zu retten.
Doch sämtliche Untersuchungen bleiben ohne Ergebnis, Kira ist nicht der Schlüssel, der sie geglaubt hat zu sein.
Sie steht wieder bei Null. Was genau hat ihr "Vater" mit ihrer Erschaffung bezweckt?
Während sie nach einer Lösung für das Verfallsdatum sucht, erkranken die ersten Partials an einer seltsamen Krankheit - Partials, die überhaupt nicht hätten krank werden dürfen.

Und was hat es mit dem "Tier" auf sich, das durch die Gegend streift und Menschen- wie Partialgruppierungen vor dem Schnee warnt?

Meinung:
Nach meiner Begeisterung über "Aufbruch" und "Fragmente" war ich natürlich sehr gespannt, wie Dan Wells sein Szenario auflösen würde.

Zu Beginn gibt es nichts als Hoffnungslosigkeit. Ganz gleich auf welche Seite man blickt - jedem steht der Tod kurz bevor. Die Partials sterben an dem Verfallsdatum oder erkranken an einer seltsamen Krankheit, die Menschen werden hingerichtet, weil die Partials auf der Suche nach Kira sind. Doch auch sie ist nicht der erhoffte Schlüssel zur Deaktivierung der Sicherung. Der Widerstand sieht als letzten Ausweg eine Atombombe, die sie in Richtung des Partial-Hauptquartiers schleppen - und opfern damit viele Menschenleben.

Wenn die Menschen von den Partials abhängig sind, könnte es dann nicht sein, dass auch in den Menschen etwas schlummert, das die Partials rettet?
Kira ist gewillt, es herauszufinden und gleichzeitig das Geheimnis ihrer 
eigenen Erschaffung zu lösen.

Dan Wells schaffte es auf gekonnte Weise, die bisherigen Ereignisse im ersten Kapitel kurz zusammenzufassen - alle weiteren notwendigen Entwicklungen fügte er in kurzen Erinnerungsauffrischern in die jeweiligen Szenen ein und half mir so, die vielen Charaktere und Gruppierungen wieder in den Kopf zu bekommen.

Hatte ich im zweiten Band die Längen der Reise von Kira und Samm bemängelt, so wurde ich in diesem finalen Band zeitweise von medizinischen Begriffen nahezu erschlagen - und auch besagte Reisen kamen nicht zu kurz. So konnte mich Dan Wells leider nicht immer komplett bei der Stange halten, wenngleich ich neuen Hinweisen und Entwicklungen entgegenfieberte. 
Der ansonsten so flüssig zu lesende Stil des Autors "hakte" daher an vielen Stellen. Ich war völlig abgelenkt von der hohen Zahl an Beschreibungen, die für ein Jugendbuch sehr ausführlich und „berichtsartig“ sind. (Kira gelangte von A nach B, indem sie diese Ecke entlang ging, jenes Haus passierte, an xx vorbeikam und dabei dies und das tat und immer auf der Hut sein musste, dass kein Böser sie attackiert). Das war mir insgesamt zu anstrengend und ich empfand es bei jedem Mal unnötiger. Irgendwann artet es dann in eine einzige „Kriegsberichterstattung“ aus, die aus verschiedenen Perspektiven die Bewegungen der einzelnen Gruppierungen nahezu minutiös beschreibt. Ich muss zugeben, dass ich mich durch diesen Teil wirklich etwas gequält hatte und der vermutliche Zweck, die Spannung aufrechtzuerhalten, verpuffte gänzlich. 

Zum Ende hin ging dann alles sehr schnell und Dan Wells schließt seine Trilogie um die Partials passend ab, knausert jedoch mit Antworten zu allem. Als Warnung sei jedoch gesagt, dass sich einige sicher über dieses Ende ärgern werden, weil es sehr viel Spielraum für die eigenen Gedanken lässt.

Urteil:
Meiner Meinung nach reicht Dan Wells‘ Abschluss der „Partials“-Trilogie nicht an seine Vorgänger heran. Beschreibungen arten aus, die Handlungsplätze und Perspektiven sind nahezu unübersichtlich und mindestens ein Drittel des Buches gleicht einem Bericht über den großen Krieg. Mit den neuesten Entwicklungen und Erkenntnissen und vielen philosophisch anmutenden Gesprächen über den Sinn von allem möglichen konnte mich der Autor dennoch überzeugen. Sehr gute 3 Bücher für „Ruinen“. 

Die Reihe:
1. Aufbruch – Partials 1
2. Fragmente – Partials 2
3. Ruinen – Partials 3

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