Rezension

Schaurig schön

Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit -

Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit
von Natasha Pulley

Bewertet mit 4 Sternen

Dieses Buch ist kompliziert. Es führt uns vor, wie die Welt aussehen könnte, je nachdem, wer 1805 die Schlacht um Trafalgar gewonnen hätte. Verändert sich ein vergleichsweise winziger Teil der Weltgeschichte, könnte das bewirken, dass Großbritannien eine französische Enklave wird.

Wir sind dabei und erleben an vorderster Front mit, wie es dazu kommen konnte, jedenfalls beinahe. Da ist ein Leuchtturm kurz neben Edinburgh, der Rätsel aufgibt. Und da ist Joe Tournier, der merkwürdige Gedächtnisausfälle hat und einen Brief aus der Vergangenheit bekommt.

Joes Lebensgeschichte ist wechselhaft. In zahlreichen Rückblenden erfährt man davon, wird aber nicht so recht klug daraus. Es scheinen Szenen unterschiedlicher Lebensgeschichten zu sein, die Joe gelebt haben könnte. Wenn man erst einmal aufgegeben hat, alles verstehen zu wollen, ist das sehr spannend, aber der Weg dahin ist wirklich anstrengend.

Die Atmosphäre ist finster und geheimnisvoll, ein Schauerroman allererster Güte, aber das Geschehen verliert sich sehr in Kleinigkeiten. Es tauchen Figuren aus dem Nichts auf, die so tun, als müsste man sie kennen. Zusätzlich werfen die Rückblenden erst einmal mehr Fragen auf, als dass sie Dinge erläutern. Ich hatte erst nach gut der Hälfte des Buches das Gefühl, jetzt kommen wir langsam zum Punkt. Im letzten Teil mausert es sich dann doch noch zu einer tollen Geschichte mit einigen Überraschungen und einer anrührenden Liebesgeschichte, die jede Zeitverwirrung übersteht.

Sehr schön!

Das Hörbuch dauert 16 Stunden und wird von Jonas Minthe souverän vorgetragen. Allerdings muss man sehr gut aufpassen, das ist keine Nebenbeilektüre. Ich habe viele Passagen doppelt gehört, weil ich dachte, ich hätte etwas nicht verstanden.