Sehnsucht nach Frühlingsleichtigkeit
Alma mag ihre Arbeit in der Physiopraxis, den Garten ihrer besten Freundin Regine und Spazierfahrten auf ihrem Fahrrad, das sie „Wotan“ nennt. Als sie auf einem Brunch Bernhard, den Arbeitskollegen von Regines Mann kennenlernt, scheint ihr Glück perfekt. Aber dann erleidet Alma einen Herzstillstand, der alles ändert. Was wäre, wenn sie in manchen Situationen ihrer Vergangenheit anders gehandelt hätte, wie hätte sich ihr Leben dann entwickelt?
Schon nach den ersten Seiten fühlt man sich geborgen und sehnt sich nach Frühling und warmen Sonnenschein. Die Personen werden mit wenigen Sätzen charakterisiert, so dass man sie direkt vor Augen hat, auch ohne konkrete äußerliche Beschreibungen. Und das gefällt mir: es werden keine plumpen Beschreibungen gemacht, sondern es wird mit Situationen oder durch Dritte erläutert, vorgestellt und erklärt. Das wirkt plastisch und lebendig, einfach aus dem Leben gegriffen.
Dennoch sind manche Szenen zuweilen etwas kitschig. Das tut dem Lesegenuss aber keinen Abbruch, weil die Entwicklung der Geschichte doch realistisch ist und man sich selber auch die Frage stellt: was wäre, wenn ich anders gehandelt hätte? Wer hat nicht schon mal daran gedacht, wie sein Leben verlaufen wäre, wenn man eine andere Abzweigung genommen, eine andere Entscheidung getroffen hätte? Ein interessanter Gedankengang.
Den Ausspruch „Leben lässt sich nur rückwärts verstehen, muss aber vorwärts gelebt werden.“ finde ich in Verbindung mit dieser Geschichte besonders schön und fasst diesen Roman gut zusammen.
Ein wenig hat mich im Mittelteil die Haltung und Handlung von Alma etwas verärgert, aber da das Ende mich versöhnt hat, sehe ich darüber hinweg und als dramaturgischen Effekt, auch weil die Reaktion von Regine der meinen sehr ähnlich wäre. Und das macht den Roman auch aus: die Personen sind lebendig und ehrlich in ihren Gefühlen und Handlungen, die Situationen nachvollziehbar und anschaulich.