Rezension

Sich erinnern

Memory Wall - Anthony Doerr

Memory Wall
von Anthony Doerr

Anthony Doerr erschaffte mit dieser Novelle Figuren, deren einzigartige Lebensgeschichten den Leser in den Bann ziehen können. In Memory Wall dreht sich alles hauptsächlich um Alma, die an Demenz erkrankt ist und ein großes Geheimnis hütet. Aber auch die beiden Nebencharaktere Pheko und Luvo nehmen in der Geschichte wichtige Plätze ein. Aus der Perspektive dieser drei werden unterschiedliche Probleme aufgegriffen. Die Geschichte spielt in Südafrika, wo noch schwarz-weiß gemalt und arm-reich getrennt wird.

Die 135 Seiten beinhalten -so kurz das Buch auch scheint- jedoch genug, um eine komplexe, eindringliche und lesenswerte Geschichte zu sein. Der Autor findet immer die richtigen Worte für Gefühlsregungen und Gedankengänge und formuliert diese auf eine berührende Art und Weise. Er versucht den Kern von Erinnerungen aufzudecken und setzt dazu paralell die Suche nach wertvollen Fossilien, die die Zeit überdauert haben und von denen nur Skelette zurück geblieben sind

So ganz konnte ich nicht alles greifen. Manche Beziehungen untereinander, Gegebenheiten oder Situationen blieben mir fremd oder waren etwas konfus. Trotzdem hat der Autor die Krankheit Demenz sehr gut dargestellt und ihren weitreichenden Folgen Raum gegeben. Er hat versucht sich in einen Kopf hineinzuversetzen, der nicht mehr richtig funktioniert. Es ist schwierig zu sagen, wie ein dementes Gehirn wirklich von den Betroffenen wahrgenommen wird. Doerr schafft es, dies authentisch zu beschreiben und kurz, aber eindringlich zu erzählen.

 

Fazit

Eine kurze Geschichte über die Vergänglichkeit von Erinnerungen, über deren Macht und Beschaffenheit. Kluge Beobachtungen und eine schöne Sprache runden diese Novelle zu einem gelungenen Gesamtwerk ab. Doerr hat wiedermal wunderbare Figuren zum Leben gebracht und ihre Lebensgeschichte festgehalten.