Rezension

Sie hat die Weisheit mit Löffeln gefressen

Alles, was ich weiß über die Liebe - Dolly Alderton

Alles, was ich weiß über die Liebe
von Dolly Alderton

Dolly ist vergnügungssüchtig, stets auf der Suche nach dem nächsten Kick. Party, Alkohol, Sex, Drogen, das sind ihre Lebensinhalte. Sie ist selbstsüchtig und prollig, laut und peinlich, wenn sie auf Partytour ist. Eine Frau, für die ich mich schämen würde, wenn ich ihr in einer Kneipe begegnen würde. Kein Mittel zur Selbstinszenierung ist ihr fremd. Sie pinkelt auf offener Straße, entblößt sich, kotzt, lallt und wankt bis zum Umfallen. Tja, und diese Person will nun DIE Erkenntnis auf dem Weg zur Frage Liebe gefunden haben. Nicht sehr vertrauensvoll. In kurzen Episoden erzählt sie von ihren Partyeskapaden, ihren Mädels (die einzigen, für die sie wahre Liebe empfindet), Liebhabern, kurzen Beziehungen und Rauschzuständen. Das soll wohl witzig sein, schonungslos ehrlich ist es immerhin, aber meinen Humor hat das nicht angesprochen. Im Gegenteil habe ich mich den größten Teil der Zeit fremdgeschämt. Irritierenderweise mischen sich merkwürdige Kochrezepte, Listen, Einladungen und Feststellungen zwischen die Episoden. Nach der Hälfte des Buchs habe ich ehrlich gesagt nur noch quergelesen und dennoch das Gefühl, alles mitbekommen zu haben. Ja, die ein oder andere Erkenntnis teile ich vielleicht und ich freue mich ehrlich, dass die Autorin zu diesen Einsichten gekommen ist, aber wir beide kamen ansonsten einfach nicht zusammen.

Fazit: Ich möchte dieses Mal eigentlich keine Sternebewertung aussprechen, weil es unfair wäre, Dolly die Autorin für Dolly im Buch zu verurteilen (leider ist das hier vorgegeben). Die beiden liegen so nah beieinander, dass ich das Gefühl hätte, ich würde das Leben der Autorin mit Sternen bewerten. Und so etwas würde ich mir nie anmaßen, da jeder auf seine Weise sein Glück finden muss. Nur weil es nicht meine Weise ist, heißt es ja nicht, dass es automatisch schlecht ist.