Rezension

Sind unsere Erinnerungen trügerisch? Leider etwas überfrachtetes Spiel mit diesem Thema im Thrillergewand.

Unendlicher Friede -

Unendlicher Friede
von Edward Poniewaz

Bewertet mit 3.5 Sternen

Eine schöne Frau und ein Psychiater – ein verhängnisvolles Zusammentreffen

Es war für mich wirklich schwer, dieses Buch zu bewerten. Ein Psychothriller soll es sein – und es ist dem Autor auch über weite Strecken gelungen, einen solchen zu entwickeln. Jedoch ist für mich die Liebesgeschichte, die einen großen Raum einnimmt, absolut nicht nachvollziehbar.

Im Zentrum des Buches steht Christiana, eine attraktive, schwangere Frau, die einen Psychiater konsultiert, den sie bisher nicht kannte. Sie sucht Rat, weil ihr Mann von der fixen Idee besessen ist, dass er sterben muss, wenn sein Sohn geboren wird. Er besteht daher auf einer Abtreibung, und der Psychiater Heimer soll ihn vom Gegenteil überzeugen. Bei ihrem zweiten Treffen verliebt sich Heimer in Christiana oder ist zumindest von ihr fasziniert. Da er auch noch viel Geld geboten bekommt lässt er Hals über Kopf Praxis, Kompagnon und Patienten im Stich, um nach Zürich zu fliegen. Nur dort würde er die Chance haben, Christianas Mann auf den Zahn zu fühlen.

Natürlich sollte man bei einem Psychothriller nicht jedes Detail auf Plausibilität prüfen, denn zugunsten der Spannung darf es ruhig etwas unrealistisch zugehen. Deshalb ließ ich mich zunächst gerne auf die Handlungsstränge des Autors ein, da er es geschickt verstand, den Leser zu verwirren, sodass man bald nicht mehr sicher war, welcher der beiden Ehepartner der Psychotische ist. Beide waren gleichermaßen unsympathisch und mysteriös.

Heimer will unbedingt Christiana „helfen“ und wird in einen Kosmos hineingezogen, in dem es um das wahre Thema des Romans geht – die Möglichkeit, Erinnerungen zu manipulieren.

Von der weiteren Handlung will ich nicht zuviel verraten.

Das Buch wird meiner Meinung nach irgendwann zu überladen. Die Mafia tritt auf, die Schweizer Polizei agiert merkwürdig und der Protagonist verhält sich zunehmend seltsamer. Es fällt schwer, Sympathie für ihn zu empfinden – und erst recht nicht für Christiana, die mit jeder Seite verdächtiger erscheint.

Spannend war es zuweilen schon, aber man vermochte keine Partei zu ergreifen, man wollte einfach nur zum Ende kommen.

Schließlich und endlich kommt es zu einem Showdown mit einer recht brutalen und widerlichen Szene. Aber auch so etwas lasse ich einem Thriller durchgehen.

Das Ende des Buchs war zwar nicht vorhersehbar, für mich jedoch in Teilen zu erahnen. Es macht das Buch rund – und hat mir trotzdem nicht gefallen.

Sehr gut fand ich das aufgegriffene Thema Erinnerungsmanipulation. Man denkt unweigerlich darüber nach, was diese Möglichkeit bedeutet, welchen Segen, aber auch welches Unheil eine solche Behandlungsmöglichkeit in sich birgt.

Ich bewerte das Buch mit 3,5 Sternen. Das könnte man natürlich auf 4* aufrunden, da ich aber die Entwicklung einiger Charaktere so nicht nachvollziehen konnte, andere Fäden in der Luft hingen und ich am Ende des Buchs irgendwie unzufrieden war muss ich doch auf 3 * abrunden.

Eine Leseempfehlung zu geben, ist schwierig, da das Buch nicht eindeutig ein Psychothriller ist. Es handelt sich vielmehr um eine Kombination aus Psychothriller und Liebesthriller, angereichert mit Elementen der Science-Fiction und durchdachten psychologischen Überlegungen..