Rezension

Sinnlose Handlung und anstrengende Liebesgeschichte mit blassen, stereotypischen Charakteren

Forever - Das ewige Mädchen - Rebecca Hamilton

Forever - Das ewige Mädchen
von Rebecca Hamilton

Bewertet mit 1 Sternen

Das Buch erinnert von Anfang an an eine x-beliebige Fantasystory dieser Art und ich wurde negativ darin überrascht, nachdem ich anhand des Klappentextes eher einen Plot mit Hexen erwartete als, na ja, das Übliche, was so 2013 rauskam. 

Sophia ist die typische zweiundzwanzigjährige Jungfrau. Praktizierende Wicca (immerhin das war interessant), abgeschlossenes Geschichtsstudium. Kein Job und arbeitet als Aushilfe im Diner.
Sie hat nur zwei Freundinnen (von denen eine allerdings lesbisch und die andere zur Hälfte japanisch ist, was immerhin ein kleiner Diversity-Pluspunkt ist), ist mit ihrer radikal religiösen Mutter zerstritten und von dem Vater wird lediglich geredet. Plus übernatürliches Problem und Familiengeheimnis.
Sie hat jetzt auch nicht wirklich Tiefe aufgebaut. So ganz verstanden habe ich ihre Entscheidungen ab einem bestimmten Punkt der Geschichte nicht mehr, ihr Verhalten wechselte irgendwie ständig und sie war dauer-ahnungslos und schutzbedürftig. Dabei war ihr Auftreten an sich durchaus selbstsicher und sie verfügt auch über einen leichten Humor, der zumindest ein wenig Unterhaltung in den Schreibstil brachte, der ansonsten auch nicht überragend war.

Ich muss zugeben, zwischenzeitlich hat mich das Ganze ein wenig an Twilight erinnert. Nicht konkret, aber in ein, zwei Details und ein, zwei Erzählmustern. In jedem Fall hat der Love Interest anscheinend zumindest anfänglich einen Crashkurs bei Edward im Stalken gemacht. Er tauchte auf als der typische creepige Typ, dessen einziges Merkmal daraus besteht, dass er unglaublich gutaussehend ist und die obligatorischen schwarzen, perfekt sitzenden Hemden trägt. 
Er ist das Klischee des düsteren, geheimnisvollen, gefährlichen, aber attraktiven Typen, ansonsten aber halt auch so farblos wie ein Blatt Papier. Ich konnte mir zwischenzeitlich nicht mal seinen Namen merken. Dafür wurde ständig sein Geruch nach Vanille, Moschus und Sandholz erwähnt.
Sein einziger Pluspunkt ist vielleicht, dass er Sophia nicht wie den letzten Dreck behandelt, sondern durchaus respektvoll. Ansonsten faselt er abwechselnd was von auf jeden Fall fernhalten und dann irgendwas von Vertrauen und in ihrer Nähe sein wollen. Ich hatte jedenfalls keine Ahnung, was er jetzt wollte.

Macht euch nichts vor, das Buch ist reinste Romantasy. Ich habe die Liebesgeschichte allerdings als sehr anstrengend empfunden, und da diese achtzig Prozent des gesamten Buches ausmacht ...
Ich kapierte dieses ganze Hin und Her und überhaupt die Pseudo-Konflikte auch nicht. Irgendwie wollen sie zusammen sein und irgendwie nicht und er will keine Lösung und sie sucht trotzdem eine, aber dann heißt es, das geht nicht, und trotzdem hängen die 24/7 zusammen ab? Auch dank der Zeitsprünge hatte ich das Gefühl, alle relevanten Entwicklungen verpasst zu haben. Die Interaktionen fand ich höchstens kitschig und die Konflikte riefen bei mir nur Augenverdrehen hervor.

Ich muss ehrlich sagen, nach zweihundert Seiten habe ich immer mal wieder mit dem Gedanken gespielt, das Buch abzubrechen. 
Nach dem ersten Drittel plätschert die Handlung ein Weilchen einfach nur so vor sich hin. Es passiert literally nichts (also, abgesehen von der Liebesgeschichte und den nicht dramatischen Konflikten, die außerdem nur gelegentlich mal angeschnitten werden). Außer irgendwelcher undefinierter, aber anscheinend nicht präsenter Gefahren ist quasi auch nichts da, was überhaupt Spannung aufbauen könnte. Am Ende wird dann noch mal spontan ein Show Down aus dem Hut gezaubert, mit allerlei offener Fragen für die Fortsetzung.

Die Zeitsprünge von meist mehreren Wochen bis Monaten tragen auch nicht gerade dazu bei, dass Spannung aufgebaut wird oder man ein besseres Verständnis von dem entwickelt, was geschieht. Mag auch daran liegen, dass Sophia mit dem Typen abhängt und alles andere danach in den Hintergrund tritt. Freundinnen, Mutter, selbst die fanatische Mrs Franklin mit ihren Drohbriefen - alles auf einmal zweitrangig. Genauso die Stimmen, deren Problematik in den Hintergrund tritt und die irgendwann nur noch als fahle Art dienen, den Plot voranzutreiben
Zwischendurch gibt es so pseudomäßiges Foreshadowing, das aber auch nicht wirklich gelungen ist und sich in immer wieder demselben Aufbau verirrt. Manche davon verlaufen auch einfach im Sand. 

Ich habe die Handlung auch einfach nicht verstanden. Die Geschehnisse wirkten willkürlich und ergaben für mich oft überhaupt keinen Sinn, die Zusammenhänge wirkten konstruiert und vieles an den Haaren herbeigezogen. Dazu ein komplexes World Building, bei dem ich auch nicht immer so ganz mitkam. Und teilweise machten die Geschehnisse einfach null. Sinn. 
Nicht, dass sie nicht an sich Potenzial gehabt hätte, zumindest in manchen Aspekten. Ein, zwei Nebencharaktere zeigen auch durchaus Ansatz für Tiefe. Aber die meiste Zeit dachte ich bei Wendungen nur noch "Bitte was?!".

Fazit: Die Handlung ergab für mich keinen Sinn und plätschert lange auch nur vor sich hin, ohne dass irgendwas geschieht. Die Liebesgeschichte steht im Zentrum, war für mich aber ebenso unverständlich und anstrengend. Der Love Interest ist klischeehaft und farblos, den meisten anderen Charakteren fehlt es ebenso an Tiefe. Viele anfängliche Konflikte treten hinter der Liebesgeschichte in den Hintergrund und werden nur noch halbherzig oder gar nicht mehr thematisiert.