Rezension

skurill, abenteuerlich, amüsant, brutal

Wilder Winter - Joe R. Lansdale

Wilder Winter
von Joe R. Lansdale

Als Krimi würde ich diesen neuaufgelegten 6bändigen Reihenauftakt (ursprünglich noch mehr Bände) eher nicht bezeichnen. Eher als einen skurrilen, schrägen, tragisch-komischen Abenteuerroman, der etwas ins Horrorhafte und Blutige abgleitet.

Nun denn, worum geht es. Die Geschichte spielt in Texas. Hap bekommt Besuch von seiner Ex Frau Trudy. Sie sind schon lange getrennt, aber hin und wieder treffen sie sich und er verfällt ihr immer wieder. Diesmal hat sie ein besonderes Anliegen. Und zwar soll er ihr und ihrem aktuellen Freund Howard dabei helfen, ein Boot zu bergen, auf dem die Beute eines Banküberfalls von vor ca. 20 Jahren lagert. Hap sagt zu, nimmt jedoch seinen besten Kumpel Leonard mit. Mit von der Partie sind zudem noch zwei andere Männer Paco und Chub, die noch die Ideale der 60er Jahre in sich tragen... und so beginnt der "wilde Winter".

Lansdale kann einfach gut erzählen. Er schafft besondere Atmosphären und besondere Charaktere. Man kann sich alles sehr gut bildlich vorstellen....und ist in diesem speziellen Fall ganz froh, dass man nicht dabei sein muss..:) Der Hof von Leonard samt den Hundezwingern und der Scheune mit Boxsack, die Bruchbude Howards oder auch die Flusslandschaft in Marvel Creek in den Bottoms erscheinen deutlich vor den Augen.
Die am Rande der Gesellschaft stehenden Leute, die hier beschrieben werden, sind durchweg schräg, skurril, eigen, kantig, auf den ersten Blick nicht sonderlich sympathisch. Auf den zweiten Blick wachsen Hap und Leonard einem doch ans Herz. Sie sind beide im Grunde gute Typen. Zudem gefiel mir die Freundschaft zwischen ihnen ausnehmend gut. Sie liefern sich herrliche Dialoge, wunderbar zynisch und sehr schlagfertig.
Generell ist der Sprachstil etwas derb, rauh, oft auch vulgär. Ironie, schwarzer Humor und Zynismus sind durchweg vorhanden, gesellschaftskritische Beobachtungen fliessen oft mit ein.

Von Beginn an liest der Roman sich spannend. Zudem ergeben sich unerwartete Wendungen, wodurch das Tempo am Ende noch rasanter wird. Gleichzeitig aber auch sehr brutal und blutig, so dass ich einige Stellen überlas, da ich diesbezüglich eher "zart besaitet" bin.

Generell habe ich mich jedoch sehr amüsiert, oft gelacht und bin nun neugierig, wie es mit Hap und Leonard weiter geht..:)