Rezension

So lebendig, atmosphärisch und bitterböse

Der Geisterbaum
von Christina Henry

Bewertet mit 5 Sternen

Horror geht eigentlich immer und nachdem mich „Sleepy Hollow “ von Christina Henry schon so begeistert hat, war „Der Geisterbaum“ quasi ein Must Read.
Gott, ich hab mich so enorm darauf gefreut und musste auch direkt in diese Geschichte abtauchen. Um es kurz zu machen, hier ist quasi ein Highlight aus dem Boden geschossen.

Der Schreibstil der Autorin ist dabei wahnsinnig fesselnd und bildhaft.
Dazu erschafft sie eine sehr düstere und beklemmende Atmosphäre. Was einfach enorm gut passt.
Lauren bildet das Herzstück in diesem Roman. Und ich habe einfach all ihre Facetten, ihre Unbedarftheit, aber auch ihren grenzenlosen Mut geliebt. Daneben war David wahnsinnig faszinierend und natürlich Officer Lopez, den ich sehr geliebt habe.
Und natürlich haben wir auch diese eine bestimmte nervige Person, die es auch hier gibt. Das rundet es einfach perfekt ab.
Insgesamt ist Christina Henry eine bunte Vielfalt an Charakteren gelungen, die einfach schlichtweg begeistern.
Dabei erfahren wir unterschiedliche Perspektiven, je nachdem, wer gerade im Zentrum des Geschehens steht.
Zumeist begleiten wir aber Lauren, wodurch man sich natürlich vor allem an sie sehr bindet.

Der Einstieg gelang mir unglaublich gut.
Die Atmosphäre, das Setting sind einfach unbeschreiblich.
Hier wird sehr gekonnt mit deinen Ängsten gespielt und das auf sehr manipulative und perfide Art und Weise.
Schmerz, Angst und Qual.
In Hülle und Fülle wirst du damit überschüttet.
Smiths Hollow, eine verschlafene kleine Stadt, die ihre eigenen düsteren Geheimnisse birgt.
Es war unfassbar verstörend, was sich hier herauskristallisierte und offenbarte. Mit gesundem Menschenverstand kommt man da nicht sonderlich weit. Was in den Köpfen der Menschen vor sich geht, macht absolut sprachlos.
Man darf aber nicht vergessen, wenn man hinter die Fassade schaut, entdeckt man so viel Tragik, Trauer, Wut und Angst.
Christina Henry nimmt sich sehr viel Zeit für die Menschen und die Geschichte dahinter.
Das hat mir so unfassbar gut gefallen. Weil man ein Gefühl dafür bekommt, sich das Grauen manifestiert und gleichzeitig so viele Fragen und Emotionen dabei entstehen.
Mich hat es extrem erschüttert und wirklich schockiert. Denn was hier im Untergrund brodelt, ist absolute Bösartigkeit.
In ihren puren und reinsten Form.
Aber vor allem haben mich die Hintergründe auch auf menschlicher Ebene sehr berührt und nicht losgelassen. Die Autorin geht dabei auch sehr eindringlich und schonungslos auf die psychologischen Aspekte ein und setzt damit einiges in Brand.

Ebenso webt sie auch gekonnt ernste Themen mit ein und versteht damit zu sensibilisieren, als auch zu schockieren.
Besonders die zweite Hälfte war ein unfassbar brutaler Ritt, der mich einiges gekostet hat. Mein Herz ist gebrochen. Mehrfach.
Es tun sich so viele Abgründe auf, dass quasi kein Ende erkennbar ist und doch kristallisiert sich dabei etwas unfassbar großartiges heraus.
Es beginnt immer irgendwo und endet auch. Meistens. Und nur selten gut.
Aber was sie hier an Magie, Dramatik und unheilvolle Tragik erschaffen hat, verschlägt mir buchstäblich die Sprache.
Unbedingt lesen. Ein schier großartiges, vielseitiges und faszinierendes Buch, dass sämtlichen Grenzen strotzt. Dir noch einiges über wahren Schmerz und Grausamkeit beizubringen vermag und trotzdem so viel Schönheit und Feingefühl innehat.
Ich bin jetzt schon mega gespannt auf ihr nächstes Werk.

Fazit:
Mit „Der Geisterbaum“ ist Christina Henry ein weiteres grandioses Werk gelungen, das mir buchstäblich den Atem geraubt hat.
Eine verstörende Geschichte voller Brutalität, Schönheit und Feingefühl.
So lebendig, atmosphärisch und bitterböse.
Nervenaufreibend, vielseitig und unglaublich faszinierend.
Ein absolutes Highlight. Unbedingt lesen.