Rezension

Solang die Welt noch schläft

Solang die Welt noch schläft - Petra Durst-Benning

Solang die Welt noch schläft
von Petra Durst-Benning

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:

Berlin in der Kaiserzeit Ende des 19. Jahrhunderts. Eine Entdeckung und Entwicklung nimmt auch die deutsche Bevölkerung in ihren Bann, das Veloziped - heute eher als Fahrrad bekannt. Durch die Geschichte begleiten uns Josefine, Jo, Isabelle und Clara. Sie sind Freundinnen, obwohl sie von der Herkunft, Handwerker, Fabrikbesitzer und Apotheker.
Sie leben in einer Welt, in der die Männer regieren und es nicht sein kann, dass sich Frauen für Fahrräder interessieren. Es ist ein Bruch mit Konventionen. Doch Josefine lässt sich nicht entmutigen, was aber auch negative Folgen für sie hat.

Mein Eindruck:

Petra Durst-Benning, mir bekannt durch die Glasbläsertrilogie, schafft es mit dem Roman "Solang die Welt noch schläft" ein Werk über den Siegeszug eines neuen Fortbewegungsmittel, dem Fahrrad, zu schaffen. Hier erfährt man die Anfänge und Tüfteleien, wie man das Fahrrad schneller, leichter und günstiger herstellen konnte. Viele Dinge, die für uns heute selbstverständlich sind, dass Frauen Fahrrad fahren durften, mussten erst erkämpft werden.
Die zentrale Figur ist Josefine, die unbeliebte Tochter des Schmieds. Liebe und Unterstützung erhält sie nicht von ihrer Familie, für sie ist sie eine billige Arbeitskraft. Doch ihr Wille ist so stark, dass sie es auch ohne Familie schafft, ihren Weg zu gehen. Sie lässt sich weder von ihrer Mutter noch von höhergestellten Menschen beeinflussen bzw. kleinreden und dies bringt ihr den Erfolg. Die Freundinnen schweißt das gemeinsame Interesse für diese neue Gefährt zusammen und sie versuchen sich alle Drei am Fahrrad. Doch das Training ist gar nicht so einfach, denn in der Öffentlichkeit ist dies verpönt und mehrere Ärzte versuchen in Zeitungen die Bevölkerung zu beeinflussen, in dem sie Unwahrheiten über die Einflüsse vom Fahrrad auf dem weiblichen Körper publizieren. Hier zeigt sich erneut der eiserne Wille von Josefine.

Zu erwähnen gilt auch noch die Gestaltung des Buches, dem Leser werden tolle Bilder aus den Anfangszeiten der Fahrradkultur gezeigt und die Absätze innerhalb der Kapitel werden durch Fahrräder abgesetzt.

Mein Fazit:
Mit diesem Werk gelingt es Petra Durst-Benning erneut, mich in den Bann ihrer Erzählkunst zu ziehen. Die Protagonisten werden charakterlich so dargestellt, wie man sie jederzeit und in jeder Schicht wiederfinden kann. In der Kaiserzeit wird der krasse Unterschied der Schichten noch deutlicher sichtbar. Ich habe keinen Kritikpunkt gefunden, nur dass es leider zu Ende ist ;-), doch mit "Die Champagnerkönigin" folgt im September 2013 die Fortsetzung.