Rezension

Solide Fortsetzung der Rath-Reihe

Goldstein - Volker Kutscher

Goldstein
von Volker Kutscher

Bewertet mit 4 Sternen

Der Inhalt hat mich zuerst wieder positiv überrascht. Volker Kutscher entwickelt nämlich zwei Handlungsstränge: Zum einen erleben wir ein Mädchen, das auf der Straße lebt. Gemeinsam mit ihrem Freund will sie ein Kaufhaus ausrauben und lässt sich dafür einschließen. Doch die beiden werden erwischt und ihr Freund fällt bei einer Verfolgungsjagd vom Dach. Ist er freiwillig gesprungen? Oder wurde er sogar gestoßen?
Im zweiten Handlungsstrang treffen wir dann auf Kommissar Rath, der mit einer besonderen Mission beauftragt wird. Er soll Abraham Goldstein überwachen, einen Amerikaner, der nach Berlin kommt. Das Problem: Goldstein ist nicht nur Jude, sondern wird auch für einen Gangster gehalten. Und Ärger kann Berlin nun wirklich nicht gebrauchen.
Die beiden Handlungsstränge haben mir sehr gut gefallen, weil ich mich immer mehr gefragt habe, wie sie zusammenpassen. Außerdem begegnete mir wieder ein Element, welches mich schon in Der nasse Fisch (Band 1) beeindruckte: Wir merken, dass Rath einen Plan hat und das er beginnt Leute in diesen Plan einzuweihen. Aber wir erfahren nicht, was Rath vorhat, sondern erfahren erst während oder nach der Durchführung des Plans davon.
Allerdings wurden mir bei diesen beiden Handlungssträngen die Verbindung nicht gut genug herausgearbeitet. Das kann aber womöglich auch an den inhaltlichen Kürzungen der Handlung liegen. Mir war die Verbindung zwischen den beiden Handlungssträngen etwas zu vage. Ich hätte mir mehr Überschneidungen gewünscht.
Spannend finde ich hier, wie Volker Kutscher seine Charaktere, insbesondere Gereon Rath darstellt. Rath scheint eher eigene Ziele zu verfolgen. Er wirkt mehr wie ein Einzelgänger und scheint auch kaum Freunde zu haben. Häufig habe ich bei Reihen den Eindruck, dass Autor*innen darauf setzen, dass wir die Protagonist*innen sympathisch finden sollen. Ich bin mir bei Kommissar Rath aber immer noch nicht ganz sicher, was ich über ihn denke.
Toll fand ich auch, dass diesmal ein Teil der Geschichte aus der Perspektive von Charlotte Ritter erzählt wurde. So wurde deutlich, dass Rath nicht der einzige Held dieser Reihe ist.
Leider muss ich gestehen, dass ich die Nebencharaktere noch etwas durcheinander würfele. Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass es schon eine Weile her ist, dass ich den zweiten Band der Reihe gehört habe.
Kommen wir nun zur Gestaltung des Hörbuches: Mit ein Grund, mit dieser Reihe zu beginnen, war Hörbuchsprecher David Nathan. Im Rahmen der Frankfurter Buchmesse gab es eine Hörbuchnacht, bei der er aus einem Band der Reihe vorlas. Seine Interpretation gefiel mir auf Anhieb sehr gut.
Allerdings wurden die ersten beiden Bände von unterschiedlichen Sprechern gelesen. Ich kann inzwischen also drei Stimmen miteinander vergleichen. Obwohl ich sehr froh bin, wieder eine Reihe zu hören, die von David Nathan gelesen wird, hatte ich Mühe mich auf seine Interpretation einzulassen. Dennoch hat er die Geschichte sehr gut gelesen und ich freue mich, dass die Rehe nun endlich ihren Sprecher gefunden hat.
Volker Kutschers Schreibstil finde ich sehr spannend. Der Autor erzählt die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven und beschreibt die Handlung einerseits distanziert, aber auch atmosphärisch sehr gekonnt und so, dass ich neugierig auf die weiteren Bände bin. Leider kann ich Kutschers Schreibstil noch nicht in Worte fassen und genau das macht ihn für mich auch so faszinierend.
Gesamteindruck
Der Kriminalfall hat mir wieder sehr gut gefallen. Zudem lernen wir die wiederkehrenden Charaktere wie Gereon Rath und Charlotte Ritter etwas besser kennen. Gegen Ende ging mir die Sache mit der Auflösung des Falls etwas zu schnell. Aber an sich hat mir der dritte Teil der Reihe gut gefallen und ich freue mich schon, bald wieder in den nächsten Band einzutauchen.