Rezension

Spannend

Der Feind
von Christine Brand

Bewertet mit 5 Sternen

Während einer Party in einem Club betritt ein Mann den Saal und schießt mit einem Maschinengewehr wahllos in die Menge. Gleichzeitig wird eine Toter aufgefunden, der an sein Bett gefesselt und sehr bizarr zur Schau gestellt wurde. Polizeichef Sandro Wagner ermittelt in dem Mordfall, als kurz darauf ein weiterer Toter gefunden wird, wird klar, ein Serienmörder ist unterwegs, doch was haben die Toten gemeinsam. TV-Reporterin Milla Nova ahnt ebenfalls eine große Story hinter dem Anschlag im Club und auch sie beginnt nachzuforschen und stößt auf eine Vereinigung, die voller Hass und Wut getrieben wird.

Das düstere Cover des Thrillers finde ich sehr passend und ich mag es sowieso, wenn Krimi und Thriller gleich ein wenig düster daherkommen. Auch der Klappentext liest sich spannend und genau das erhält man hier als Leser auch, einen spannenden Krimi.

Der Einstieg in den Krimi fällt leicht, da es gleich von Beginn an spannend wird und die Autorin mit einem leichten, flüssigen und doch detaillierten Schreibstil punkten kann. Die beschriebenen Szenen werden zu einem deutlichen Kopfkino und das Buch entwickelt einen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann.

Bei Der Feind handelt es sich um den fünften Band einer Krimireihe. Da auch ich nicht alle Teile gelesen habe, kann ich hier guten Gewissens sagen, dass man vom Verständnis her keine Probleme bekommt. Die Privatleben der Protagonisten wird zwar weiter beschrieben, steht aber nicht im Vordergrund.
Autorin Christine Brand ist Reporterin und verbindet reale Ereignisse hier ganz geschickt mit in den Krimi ein, was mich persönlich wirklich erschrocken hat, da ich noch nie von dieser Szene gehört hatte. Es geht hier um die Incel Szene, eine Gruppe von Männern, die keine Chance bei Frauen zu haben scheinen und genau diesen dafür die Schuld geben, denn sie sehen es als ihr Recht an, eine Frau zu bekommen. Brand baut hier Texte aus originalen Interviews ein und genau das wirkt mehr als beängstigend, zumal ich z. B. noch nie von der Incel Szene gehört hatte. Mit Sicherheit ein Bereich, den man dringend im Auge behalten sollte.
Auch sonst liest sich dieser Krimi sehr spannend und flüssig, denn aus wechselnden Perspektiven erfährt man immer wieder Kleinigkeiten, die einen als Leser miträtseln lassen. Gerade auch die Ich-Perspektive aus der Sicht des Täters lässt einen so einige Vermutungen anstellen.
Die Charaktere sind bereist aus vorherigen Büchern der Reihe bekannt und für diejenigen, die alle Bände bereits verfolgt haben, gibt es hier mit Sicherheit auch sehr emotionsgeladene Augenblicke. Ansonsten kann ich nur sagen, dass mir die Hauptcharaktere, Milla, Sandro, Nathaniel etc. sehr sympathisch waren. Brand ist sehr geschickt darin, ihre Charaktere authentisch und glaubhaft agieren zu lassen, so dass man die Geschichte genau so auch abkauft.
Mein Fazit: ein spannender neuer Fall für die schweizer Ermittler bzw. TV-Reporterin und deren Kollege und Freunde. Mir hat der Krimi spannende Lesestunden bereitet und vor allem die realen Begebenheiten ließen mich doch absolut geschockt zurück. Mit welch einem Hass hier von den Männern über die Frauen gesprochen und geschrieben wurde, lässt den Leser sprachlos zurück. Hut ab für Frau Brand, die sich an dieses brisante Thema gewagt hat und in ihren Krimi wirkliche Chatverläufe und Interviews veröffentlicht hat. Leseempfehlung!