Rezension

Spannend

Diridari - Susanne Rößner

Diridari
von Susanne Rößner

Bewertet mit 5 Sternen

Miriam träumt von einem neuen Leben. Endlich will sie ihre eigene Meinung vertreten. Da klingelt es an ihre Tür. Kurze Zeit später ist nichts mehr wie es war.

Brigitte Gebauer ruft im Kommissariat an, um ihre Freundin Miriam als vermisst zu melden. Die Spurensicherung weist in der Wohnung von Miriam ein Aerosol nach. Kriminalhauptkommissar Martin Sauerwein und Oberkommissarin Eva Neunhoeffer kümmern sich um den Fall.

Doch dann werden sie nach Miesbach gerufen. Dort wurde eingebrochen. Die Spurenlage ist mysteriös.

Die Autorin hat einen fesselnden und abwechslungsreichen Krimi geschrieben. Die Geschichte wird in zwei Erzählstränge aufgegliedert. In dem einen begleite ich als Leser die Kriminalisten bei ihrer Ermittlungsarbeit, im zweiten verfolge ich das Geschehen im Hause von Robert Koch, der Miriam gefangen hält.

Die Kriminalisten werden gut charakterisiert. Martin Sauerwein ist ein Chef, der seine Mitarbeiter auch einmal an der langen Leine laufen lässt. Im Ernstfall allerdings findet er deutliche Worte. Das ist vor allem bei Max nötig, der seinen Frust gern an Eva auslässt. Im Privatleben hat jeder im Team sein Päckchen zu tragen. Jeder geht anders damit um. Vor allem zwischen Martin und Eva herrscht ein offener und angenehmer Umgangston. Ab und zu blitzt in ihren Gesprächen ein feiner Humor auf.

Im Gegensatz zu den Kriminalisten kenne ich einige Täter relativ früh. Das tut aber dem hohen Spannungsbogen keinen Abbruch, denn es gibt genug Geheimnisse um Identitäten. Hinzu kommt, dass Beobachtungen in der Vergangenheit nicht für voll genommen wurden und plötzlich wieder eine Rolle spielen könnten.

Das Buch lässt sich angenehm lesen. Dazu trägt auch der ausgefeilte Schriftstil bei. Mit Hilfe von Wortwahl und Ausdruck versteht es die Autorin, jeder Situation einen besonderen Stempel aufzudrücken. Das zeigt sich insbesondere an der Veränderung im Wesen von Miriam. Anfängliche Gedanken von Widerstand verändern sich zu Worten der Unterwerfung. Und selbst das ist noch nicht das Ende des psychischen Niedergangs. Gekonnt wiedergegeben wird die geschickte Verhörtaktik im Zusammenspiel von Martin und Eva. Wieder ganz anders lesen sich die Gespräche zwischen Eva und dem Grafen. Während hier unbewusst Standesunterschiede anklingen, insbesondere in Evas Gedanken, scheint Kristina mit dem Grafen auf Augenhöhe zu diskutieren. Exakte Beschreibung von Handlungsorten findet sich im Buch genau so wie die passende Wiedergabe von Emotionen. Szenen tiefer Trauer, Stellen voller Angst, aber auch Freude über Erfolge sind Beispiele dafür. Gerade diese Vielfalt im Sprachstil gibt dem Krimi seinen besonderen Flair.

Das Cover ist für einen Krimi eher unüblich. Nach dem Lesen des Buches assoziiert es in mir den Gedanken, dass man manchmal den Wald vor lauter Bäume nicht sieht.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Eine Spur Dialekt, eine Prise Humor, viel ernste Ermittlungsarbeit, manch private Probleme und ein logischer Handlungsablauf geben einen großes Ganzes.