Rezension

Spannend, aber brutal

Tote Väter - Andrea Weisbrod

Tote Väter
von Andrea Weisbrod

Bewertet mit 5 Sternen

Teresa hat sich nach dem Unfalltod ihrer Eltern in ein Pariser Hotel eingemietet. Sie ist Historikerin und möchte anhand des Nachlasses ihres Vaters ein Buch schreiben. Als sie im Nachbarzimmer ein Stöhnen hört, öffnet sie vorsichtig die Tür. Ein Mann liegt auf dem Boden. Sie kennt ihn. Es ist der Anwalt Karl Stein, den sie vor 15 Jahren das letzte Mal gesehen hat. Sie ruft einen Arzt, doch Karl stirbt. Akim, ein französischer Polizist, nimmt die Ermittlungen auf.

Die Autorin hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Er wird auf drei Zeitebenen erzählt. Eine spielt in der Kriegs- und Nachkriegszeit. Das Geschehen der Gegenwart und die Rückblende um 15 Jahre wird von Teresa erzählt.

Vor 15 Jahren kamen in Teresas Abschlussklasse zwei neue Schüler, die Zwillinge Falk und Christine Stein. Schnell entwickelte sich mit Teresa eine Freundschaft. Gemeinsame Unternehmungen endeten häufig im Alkohol- und Drogenrausch.

Die Kriegszeit beginnt in Frankreich. Dort sind Wilhelm Stein und Ferdinand, Teresas Vater, im gleichen Dorf stationiert. Sie helfen den Einheimischen und bekommen vom Krieg relativ wenig mit.

Teresa interessiert, warum der renommierte Anwalt Karl Stein in einem eher billigen Lokal abgestiegen ist. Sie beginnt zu recherchieren und Fragen zu stellen. Gleichzeitig trifft sie nach 15 Jahren erstmals wieder Christine.

Das Buch lässt sich zügig lesen. Der Schriftstil ist dem Genre angepasst. Orte und Personen werden gut charakterisiert. Schnell wird klar, dass die Gewalt des Krieges in den Familien ihre Fortsetzung findet. Bei ihren Ermittlungen erhält Teresa nicht nur ein umfassendes Bild über die Probleme in Karls Familie, sie muss auch ihre Ansicht über den eigenen Vater revidieren. Den wenigen Szenen der Menschlichkeit stehen Gewalt, Unterdrückung und Erpressung gegenüber. Geld ist der Kitt, der diejenigen zusammenzwingt, die nicht normal miteinander leben können.

Sehr gut dargestellt werden die Stationen des Krieges, die Angst, die Rohheit, der Überlebenswille. Ein Menschenleben zählte nicht. Nur der Starke gewinnt.

Das Cover mit dem Hotel passt zum Handlungsort.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Das lag an der vielschichtigen Handlung und den komplexen Beziehungen in den Familien. Die Autorin zeigt, wie kaputt das Zusammenleben ihrer Protagonisten war, auch wenn nach außen der schöne Schein gewahrt wurde.