Rezension

Wie die Vergangenheit die Gegenwart beeinflusst.

Tote Väter - Andrea Weisbrod

Tote Väter
von Andrea Weisbrod

Bewertet mit 4 Sternen

Andreas Weisbrod folgt in ihrem Debütroman TOTE VÄTER einem heute beliebten und üblichen Rezept – sie lässt eine Privatperson in die Hauptrolle der Ermittlerin schlüpfen und öffnet damit eine Menge Möglichkeiten, der Geschichte interessante Wendungen zu geben.
Dies ist ihr sehr gut gelungen, auch wenn ich einen kleineren Kritikpunkt nicht verschweigen möchte. Dazu später mehr.

Teresa Kern, Historikerin, hat bei einem Autounfall beide Eltern verloren. Sie zieht sich in der Folgezeit in ein billiges Hotel in Paris zurück und beginnt, die Geschichte ihres Vaters in den Kriegs- und Nachkriegsjahren zu ergründen, um daraus ein Buch zu machen. Viele Monate hat der Vater als deutscher Besatzer in Frankreich agiert, gemeinsam mit einem Freund, der wie er selbst aus Koblenz stammte. Aufgeschreckt durch eigenartige Geräusche betritt Teresa das Nachbarzimmer und findet dort Karl Stein, einen Koblenzer Juristen und Vater zweier ihrer Jugendfreunde, der Zwillinge Christine und Falk. Karl Steins Vater Wilhelm war der Freund von Teresas Vater während der Besatzungszeit in Frankreich, auch nach Kriegsende gab es noch Verbindungen der beiden.
Auf Bitten und Betreibens der früheren Freundin Christine reist Teresa zurück nach Koblenz und dies wird auch eine Reise in die eigene Vergangenheit. Noch einmal erlebt und erinnert Teresa die Freundschaft zu den Zwillingen und die Verbindungen der beiden so ungleichen Familien.

Damit sind die drei Handlungsebenen umschrieben, in denen dieser Roman erzählt wird. Leider – und das ist mein Hauptkritikpunkt – sind diese Ebenen nicht gut erkennbar von einander abgegrenzt. Erst nach den ersten Sätzen merkt man, dass man sich gerade wieder in einer anderen Ebene befindet, das hätte ich mir mit einer besseren Lösung gewünscht.

Ein weiterer Handlungsstrang entsteht um den Pariser Polizeibeamten Akim, der auf Teresa, die zunächst als verdächtig, später als Zeugin gesehen wird, eine faszinierende Anziehungskraft entwickelt. Die sich hier anbahnende Beziehung der beiden Protagonisten fand ich etwas zu dick aufgetragen, auch die überbordenden Ereignisse und Zusammenhänge am Ende hätten gut für einen weiteren Roman gereicht. Auch dies ein kleiner Kritikpunkt meinerseits, denn die Aufdeckung der Kriegsereignisse und –zusammenhänge wie auch das Hineinreichen derselben in die nachfolgenden Generationen war schon Stoff genug für einen überzeugenden Roman.

Trotz dieser Anmerkungen habe ich das Buch gern gelesen. Es ist insgesamt spannend geschrieben, steigert sich in der Spannung kontinuierlich und zum Ende hin muss man es einfach in einem Rutsch durchlesen.
Auch aus diesem Grund empfehle ich es gern weiter.