Rezension

Spannend und amüsant

Das Flimmern der Wahrheit über der Wüste - Philipp Schwenke

Das Flimmern der Wahrheit über der Wüste
von Philipp Schwenke

 

Ich möchte vorausschicken, dass ich bislang keinen einzigen Roman Karl Mays gelesen habe. Lediglich die Winnetoufilme habe ich in meiner Kindheit gesehen, wohl deshalb, weil mein Vater ein Fan des Autors war.
Neugierig auf den Roman von Philipp Schwenke wurde ich durch den Klappentext, der eine amüsante Geschichte und Einblicke in die Biografie eines berühmten deutschen Schriftstellers verspricht und durch das toll gestaltete Cover.

Karl May, der seine Romane stets so verfasste, als hätte er die darin beschriebenen Abenteuer selbst erlebt, muss sich mit vielen Zweiflern auseinandersetzen. Vor allem die Presse mutmaßt, dass seine beschriebenen Abenteuer allesamt seiner Phantasie entsprungen sind. Da Karl dies vehement  abstreitet, kommt es zu allerlei Verwicklungen. 
Mit knapp 60 Jahren begibt er sich auf eine eineinhalbjährige Reise "zu seinen eigenen Abenteuern" und muss feststellen, dass er einem Kara Ben Nemsi nicht wirklich das Wasser reichen kann. Es geht auch um  das Zusammenleben mit seiner Frau Emma und um ein "beste Freunde" Ehepaar, das eine große Rolle in Karl Mays Leben spielt.
Vor allem aber geht es um Wahrheiten, die ja oftmals im Auge des Betrachters liegen.

Die Kapitel wechseln zwischen den Erlebnissen auf seiner Reise und den Geschehnissen in seiner Heimat ab. Durch die Überschriften weiß man stets wo man sich in der Geschichte befindet. 
Im Prolog wird aus Karls jungen Jahren berichtet, während es im Epilog um die Jahre geht, die sich an die Geschehnisse des Hauptteils anschließen.

Ich fand die Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite spannend, amüsant, schön strukturiert und vor allem sehr unterhaltend. 
Dies ist ein Verdienst der lockeren Erzählweise des Autors, der es versteht, den Leser - teilweise durch persönliche Ansprache - mitzureißen.

Die Charaktere, insbesondere der des Karl May, sind sehr gelungen dargestellt. Über seinen Hang zur Selbstüberschätzung musste ich mehr als einmal lachen - ein Charakterzug, den er mit seiner Frau Emma teilte.
Auch sämtliche Nebenfiguren - die realen, wie die phantasierten - sind sehr interessant und unterhaltsam. 

Man muss kein Karl-May-Kenner oder -Fan sein, um diesen Roman zu mögen.

Ich wünsche Nick Hornby - und allen, die das Buch in englischer Sprache lesen möchten oder müssen -, dass der Brexit einer Übersetzung nicht im Wege steht.