Rezension

Herr May auf Reisen

Das Flimmern der Wahrheit über der Wüste - Philipp Schwenke

Das Flimmern der Wahrheit über der Wüste
von Philipp Schwenke

Karl May! Das war der, dessen Bücher ich als Kind unter der Beddecke mit Taschenlampe gelesen habe, oder besser gesagt, verschlungen habe. Na ja nicht alle. Manche waren mir zu philosophisch. Zu Karl May gehörte Aktion mit Kara Ben Nemsi oder Old Shatterhand. 

Bei Philipp Schenke lernen wir einen anderen Karl May kennen. Karl May auf seiner ersten(!) Reise in den Orient. Als Tourist, der sich erst mal zurecht finden muss, und der sehr erstaunt ist, dass der Orient doch so ganz anders ist, als er ihn in seinen Büchern beschrieben hat. 

In diese Reisegeschichte verflochten ist eine zweite Geschichte, die ein paar Jahre später spielt. Mays Ehe mit Emma ist zerrüttet und Emmas Stelle wird immer mehr von Klara der Witwe seines Freundes Richard eingenommen. 

Schon während seiner Reise in den Orient und später wieder daheim in Radebeul muss May sich der Verdächtigungen erwehren, dass er die Reisen, die er in seinen Büchern beschreibt, nicht selbst unternommen hat. Sie seien nur seiner Fantasie entsprungen. 

Schwenke zeigt uns einen ganz anderen Karl May, als den, der uns aus den Büchern geläufig ist. Offensichtlich war May ein Egomane, der sich jeder Kritik an seinen Büchern vehement entgegen stemmt und sich höheren Zielen verpflichtet sieht. Raffiniert zieht er sich aus der Affäre, als die Kritik an ihm immer stärker wird. 

Schwenke lässt sich leicht lesen. Man hat den Eindruck, als ob er Karl May unabsichtlich entlarvt, wenn er ihn als hilflosen Touristen beschreibt, der so gar nicht dem Kara Ben Nemsi seiner Bücher entspricht. Etwas habe ich bei Schwenke allerdings genauso gemacht, wie damals bei Karl May: Manche Stellen habe ich diagonal gelesen. Da hat Schwenke (vielleicht absichtlich) Karl May mit ausufernden Schilderungen kopiert.