Rezension

Spannende Fortsetzung der vorherigen Reihen mit tollen neuen Ideen und Figuren und jeder Menge Humor

Das verborgene Orakel - Rick Riordan

Das verborgene Orakel
von Rick Riordan

Bewertet mit 5 Sternen

Hinweis:

Bei "Die Abenteuer des Apollo" handelt es sich bereits um Rick Riordans dritte Reihe über die griechischen (und römischen) Götter. Obwohl sich das Buch auch ohne Vorkenntnisse lesen lässt, würde ich es nicht empfehlen, da es Informationen über die Handlung der anderen beiden Reihen enthält, die chronologisch früher spielen. 

Inhalt 

Der Gott Apollo wurde - wieder einmal - von Zeus bestraft, indem er sterblich gemacht und auf die Erde verbannt wurde. Der erste Mensch, dem er in New York begegnet, ist das verwahrloste Mädchen Meg, die sich als äußerst starke Halbgöttin entpuppt. Und blöderweise ist es auch die vorlaute, eigensinnige Meg, der Apollo fortan dienen soll, um seine Schuld in Zeus' Augen zu begleichen. 
Apollo bringt Meg ins Camp Half Blood und erfährt dort, dass das Orakel von Delphi noch immer in der Gewalt seines alten Feindes Python ist. Und wie sich herausstellt, steckt dahinter noch viel mehr: ein mächtiger Feind, der schon seit Langem im Hintergrund seine Fäden spinnt.

Meinung 

Nachdem ich vom ersten Band der "Magnus Chase"-Reihe über nordische Götter nicht wirklich überzeugt war, kehrte ich mit "Das verborgene Orakel" wieder in die Welt der griechischen Mythologie zurück, die mich in "Percy Jackson" so begeistert hatte. Auch wenn ich es im Nachhinein bereue, die "Helden des Olymp"-Reihe nicht dazwischen gelesen zu haben, konnte mich dieses Buch wieder vollkommen überzeugen, da es in meinen Augen wieder dem typischen Stil und Humor von Rick Riordan betrifft, den ich in "Magnus" vermisst hatte.

Apollo fiel mir schon in der "Percy Jackson"-Reihe auf, weil er einfach unglaublich lustig ist. Nicht auf subtile, intelligente Art (Wie die anderen Bücher von RR, die ich bisher gelesen habe, ist auch dies ein Middle Grade Buch.), sondern weil er unglaublich arrogant ist - für einen Gott vermutlich passend - und daher oft unfreiwillig  komisch, weil er es für selbstverständlich hält, dass alle anderen ihn genauso toll finden wie er sich. Da Apollo die Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt, kommt dieser Humor in diesem Buch natürlich noch viel mehr rüber als in den Büchern, in denen er nur Nebenfigur war.
Erstaunlicherweise hat Rick Riordan aber sogar versucht, seiner Figur noch etwas Tiefe zu verleihen, denn Apollo macht im Laufe des Buches eine (für ein Buch für eine so junge Zielgruppe erstaunliche) Wandlung durch, lernt Sterblichen auf Augenhöhe zu begegnen, für ihre Hilfe dankbar zu sein, sich seine Fehler einzugestehen und verspürt sogar so etwas wie Zuneigung für andere Figuren, womit er vorher kaum gerechnet hätte.

Auch die Handlung hat mich positiv überrascht, denn sie ist für diese Art von Buch erstaunlich überraschend und gut ausgearbeitet. Die neuen Antagonisten, die Riordan langsam einführt, wirken zwar ein wenig gezwungen, als hätte man die der letzten beiden Reihen in ihrer Bösartigkeit noch übertreffen wollen, die Idee dahinter ist aber auch faszinierend. Auch wenn die Bösewichte nur den üblichen Weltherrschaftsplan zu verfolgen scheinen, gibt es eine interessante Entwicklung zwischen den Figuren gegen Ende hin.

Nebenbei erfährt man selbstverständlich auch wieder eine Menge über die griechische Mythologie, diesmal sogar aus der Sicht eines Gottes höchstpersönlich. Wie Apollo sich über die Legenden über sich selbst und in seinen Augen völlig falsch verstandene und weitergegebene Dinge auslässt, ist wieder einmal sehr unterhaltsam, ebenso wie die Verbindung von griechischer Mythologie und moderner Zeit. So vermutet Apollo beispielsweise, das Zeus seinen Fall vom Olymp sicher auf Snapchat filmen und posten würde. 

„Ihr könnt mir glauben, in viertausend Jahren habe ich seltsame Dinge beobachtet. [...] Ich habe gesehen, wie Menschen sich in Schlangen und Ameisen in Menschen verwandelten und wie ansonsten absolut vernünftige Leute Macarena tanzten.“
- S. 72

Auch Figuren aus der „Percy Jackson“- und der „Helden des Olymp“-Reihe trifft man wieder und erfährt einiges darüber, wie es ihnen ergangen ist. Für Fans der vorherigen Reihen ist das natürlich ein besonderes Schmankerl, aber da alles Nötige erklärt wird, ist es keine zwingende Voraussetzung, die anderen beiden Reihen gelesen zu haben. Sollte man dies aber in Erwägung ziehen, würde ich empfehlen, die anderen beiden Reihen vor „Apollo“ zu lesen, da dieses Buch doch sehr viel über den Ausgang der anderen verrät. 

Fazit 

„Das verborgene Orakel“ hat mich wirklich sehr gut unterhalten. Der Gott Apollo ist ein überaus unterhaltsamer Protagonist mit einem (teilweise eher unfreiwilligen) Sinn für Humor, gegen Ende hin aber auch einer erstaunlichen Prise Tiefe. Auch die, teilweise schon bekannten, Nebenfiguren sind liebenswert und nicht uninteressant und der Konflikt der Reihe, den Riordan in diesem Buch entwickelt, hat auf jeden Fall Potential. 
Für Fans von Riordans moderner Mythologie definitiv empfehlenswert!