Rezension

Spannender historischer Krimi

Tödlicher Schlaf -

Tödlicher Schlaf
von Christoph Elbern

Bewertet mit 5 Sternen

„...Und so ist das Blut an meinen Händen nicht rot, die verschlissenen Vorhänge des Zimmers nicht dunkelgrün und die hölzernen Möbel nicht dunkelbraun. Hellgraue und dunkelgraue Töne bestimmen das Bild in meinen Kopf, das ich von diesem Abend im Juni 1907 habe...“

 

Dieser Worte stehen fast zu Beginn des ersten Kapitels. Dann führt mich die Geschichte drei Monate zurück.

Der Autor hat einen fesselnden historischen Krimi geschrieben. Der Schriftstil passt sich dem Genre an. Er lässt sich flott lesen.

Der Bakteriologe Carl – Jakob lebt bei seine Tante Isolde. Dort quartiert sich gerade auch die lebenslustige Agatha ein. Die junge Frau hofft auf eine Stelle an der Hamburger Oper. Sie ist ein Wirbelwind und sehr geradezu. Das zeigt auch ihre Information zu den in London lebenden Eltern.

 

„...Solange Moses das Geld verdient und Henriette es ausgeben kann, führen sie eine glückliche Ehe. Meine Mutter ist eine Frau des neunzehnten Jahrhunderts. Es reicht ihr, auf Händen getragen zu werden. Sie will nicht selbst laufen...“

 

Das Zitat ist ebenfalls ein Beispiel dafür, wie gekonnt der Autor mit Ironie und Sarkasmus umgeht.

Carl – Jakob, der Ich-Erzähler, kümmert sich im Hafenkrankenhaus um seinen alten Schulfreund Ludolf. Der war in Afrika an der Seite von Robert Koch und liegt nun mit der Schlafkrankheit in Hamburg. Nebenbei erfahre ich eine Menge über die Krankheit und zeitgemäße Behandlungsmöglichkeiten. Die gibt es nämlich fast nicht. Sie sind noch in der Erprobung. Als Ludolf plötzlich stirbt, ist sich Carl – Jakob sicher, dass dies Mord war. Ludolf wollte ihn Dokumente übergeben, die er an einem unbekannten Ort versteckt hat, kam aber nicht mehr dazu.

Während sich Carl-Jakob auf die Suche nach den Dokumenten macht, bringt sich Agatha aktiv in der Frauenbewegung ein. Es ist heftig, wie mit den jungen Frauen in der Kaffeerösterei umgegangen wird.

 

„...Miedjes sind junge Frauen, die bei der Kaffeerösterei die Stinker aussortieren. [...] Die Bohnen werden auf großen Tischen ausgeschüttet, und die Miedjes picken mit den jungen Augen und den flinken Fingern die faulen Bohnen raus...“

 

Was der Herr des Hauses nicht sagt, ist, dass die Miedjes auch Freiwild für die Vorarbeiter sind. Hinter den Kaffeesäcken ist viel Platz.

Das Buch verfügt über einen hohen Spannungsbogen und manch überraschende Wendung. Carl-Jakob ahnt nicht, in welches Wespennest er gestochen hat und an welch unerwarteten Ort er auf die erhofften Spuren trifft. Gleichzeitig wird ein anschauliches Bild der Zeitverhältnisse vermittelt. Die deutsche Kolonialpolitik ist immer mal wieder Thema.

Die Geschichte wird konsequent und logisch zu Ende geführt. Es bleibt keine Frage offen.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist eine geschickte Kombination aus Spannung und Faktenwissen.