Rezension

Spannung, Atmosphäre und Lokalkolorit - hier stimmt die Mischung

Baumgartner kann nicht vergessen - Reinhard Kleindl

Baumgartner kann nicht vergessen
von Reinhard Kleindl

Bewertet mit 5 Sternen

"Baumgartner kann nicht vergessen" ist der dritte Teil um Chefinspektor Franz Baumgartner, den ehemaligen Leiter der Mordgruppe Graz. Nach seinem letzten Fall ist Baumgartner vom Dienst suspendiert und ganz tief gefallen. Alkoholabhängig und depressiv verbringt er seine Tage, alleine die Suche nach seinem Freund aus Kindheitstagen, Paul, treibt ihn um. Als Kind waren die beiden beste Freunde, haben sich durch einen Umzug Baumgartners dann aus den Augen verloren. Die ganzen Jahre ging ihm der Freund nicht aus dem Kopf, er hatte das Gefühl Paul unbedingt wiedersehen zu müssen. Als er Paul jetzt trifft  haben die beiden Männer viel zu besprechen, über Vergangenes und über ihre aktuelle Situation. Baumgarnter bewundert Paul für dessen Arbeit in der Flüchtlingshilfe, zumal er selbst beruflich momentan ganz unten ist.

Von der aktuellen Arbeit seiner alten Mordgruppe bekommt Baumgartner nicht viel mit. Zum Team gehört inzwischen Kevin Hiebler, der jung und engagiert ist und nur auf den Tag wartet, an dem er zeigen kann was in ihm steckt.

Die Betroffenheit aller ist groß, als in einem Schotterteich ein Lieferwagen mit sechs Leichen gefunden wird. Menschen, die in dem Lieferwagen elendig umgekommen sind. Unter Caroline Meiers Leitung laufen die Ermittlungen an, sie wünscht sich Baumgartner an ihrer Seite. Baumgartner, der mit seinem Spürsinn und seiner Intuition schon so viele Fälle gelöst hat. Doch in diesem Fall muss sie ohne ihn auskommen.

Wow, was für ein grandioser Krimi! Mir hatte der letzte Teil schon sehr gut gefallen, aber dieser hat mich absolut begeistert. Reinhard Kleindl hat mit Baumgartner einen so menschlichen Ermittler geschaffen, ein Typ der nicht auf den ersten Blick sympathisch ist. Weil er gebrochen scheint, Probleme hat, sich gehen lässt. Gerade wegen diese Ecken und  Kanten mag ich den Antiheld Baumgartner, ich war beim lesen ganz nah an ihm dran, konnte seine Gefühle und Gedankengänge hautnah verfolgen. Nicht nur Baumgartner, auch die anderen Protagonisten sind schön skzizziert, Menschen wie aus dem Leben gegriffen.

Einerseits verfolgt man die Ermittlungen der Mordgruppe, andererseits Baumgartners Treffen mit Paul. In der Mordgruppe gibt es interne Intrigen, welche die Ermittlungen erschweren. Aber Kevin zeigt, dass er was auf dem Kasten hat, er riskiert einiges, was ihn sogar den Job kosten könnte. In einem anderen Strang begleitet man ein junges Mädchen, das zusammen mit anderen Menschen eingesperrt ist. Wie hängt das alles zusammen?

Der Autor verwebt die Stränge geschickt, das Gefühl wie alles zusammenhängt verdichtet sich, je weiter man liest. Die Auflösung am Ende bietet einen Schockeffekt und einen wahnsinnig spannenden Showdown. Ich hatte beim lesen Gänsehaut, ein Großteil der Handlung lief wie ein Film vor meinem inneren Auge ab.

Dazu ein sehr aktuelles Thema, das betroffen und nachdenklich macht. Und durch die ganze Geschichte zieht sich diese düstere und leicht melancholische Stimmung, die für den richtigen Rahmen sorgt.

Fazit: Eines meiner Lesehighlights des Jahres, ein Krimi bei dem alles stimmt. Spannung, Atmosphäre und Lokalkolorit. Ich bin ein Fan von Baumgartner und freue mich schon auf seinen nächsten Fall.