Rezension

Spannungsarme und nichtssagende Herumtreiberei

Die Einladung -

Die Einladung
von Emma Cline

"Die Einladung" von Emma Cline konnte mich trotz der interessant klingenden Prämisse nicht wirklich überzeugen. Die Geschichte fühlte sich an wie ein langer dahinplätschernder Fiebertraum, in dem die Protagonistin Alex durch Long Island treibt und darum kämpft, ihren Platz zu finden, nachdem sie von dem älteren Mann, mit dem sie bis vor kurzem zusammengelebt hat, vor die Tür gesetzt wurde. Auf einer Dinnerparty hat sie sich einen Fehltritt geleistet, infolgedessen sie beim ihm ausziehen musste. Ohne Wohnsitz, festen Job, Geld und Moral und nur mit dem Ziel vor Augen irgendwie bis zum Labor Day durchzukommen, um dort wieder ihren ehemaligen Liebhaber gegenüberzutreten, sodass dieser sie wieder bei ihm aufnimmt.

Erzählt aus der Sicht eines personalen Erzählers, bleibt die Handlung über den ganzen Romanverlauf hinweg verwirrend, ohne Tiefe und ohne irgendeinen Höhepunkt. So richtig hat sich mir auch nicht Sinn der Geschichte entschlossen. Anstatt der erwartenden scharfen gesellschaftlichen Beobachtung gähnte mich nur inhaltliche Leere und Langeweile an. Zudem fehlen einige notwendige Details, die es ermöglicht hätten, ein vollständiges und vielschichtiges Bild von Alex als Person zubekommen. Über ihre Vergangenheit weiß man nicht wirklich etwas, außer dass sie einem Typen namens Dom etwas Schlimmes angetan hat. Mehr lernt man im weiteren Verlauf auch nicht, sodass Alex mir als Person mit ihren eigenen Gedanken und Gefühlen nicht wirklich greifbar wurde. Aufgrund ihrer Handlungen, darunter Lügen, Betrügen und Stehlen, erzeugt sie nur wenig Sympathie, was das Interesse an ihrem weiteren Werdegang nicht wirklich steigert. Sie ist eine Herumtreiberin ohne erlösende Eigenschaften und verbringt den ganzen Roman damit, schreckliche Entscheidungen zu treffen. Moralisch interessantes Potenzial, das nicht genutzt wurde.
Doch nicht nur Alex blieb in ihrer Charakterisierung flach, auch die weiteren auftretenden Personen kommen nicht über eine zweidimensionale Darstellung hinaus.
Das Einzige, was ansprechend ist, ist der flüssige Schreibstil der Autorin.

Der Klappentext lädt zum Lesen ein, doch die Protagonistin und der Handlungsverlauf sorgen für Ernüchterung.