Rezension

This is a man´s world, Feminismus, Homophobie, Rassismus – wichtige und aktuelle Themen, leider überfrachtet und dennoch oberflächlich

Mädchen, Frau etc.
von Bernardine Evaristo

Bewertet mit 3 Sternen

Hier sind die Portraits von insgesamt 12 Frauen niedergeschrieben:

Amma hat ist schwarz, lesbisch, politisch engagiert, rebellisch und Künstlerin.

Ihre Tochter Yazz ist das Produkt einer Samenspende von Amma´s langjährigem schwulen Freund Roland und wie ich finde, eine verzogene Göre.

Carole hat es, nachdem sie in der Schulzeit ein sehr traumatisches Ereignis hatte, im Bankengeschäft zu ordentlich Erfolg gebracht.

Bummi hat sich trotz aller Widrigkeiten selbstständig gemacht

Dominique, Amma´s beste Freundin, gerät in eine gewalttätige lesbische Beziehung

Megan/Morgan fühlt sich im falschen Körper auf die Welt gekommen

Hattie, Megan´s Oma, hat als Jugendliche ein Baby bekommen, welches ihr Vater ihr weggenommen hat und so weiter.

Ich muss gestehen, dass ich von einigen schon gar nicht mehr weiß, was genau dahintersteckte. Und da kommen wir auch schon zum Knackpunkt dieses Buches: zu viel ist einfach zu viel. Die 12 Frauenschicksale werden in einer sehr gewöhnungsbedürftigen Art und Weise „abgevespert“. So gibt es in dem Buch keine Punkte, keine Großschreibung am Satzbeginn, keine durch „“ gekennzeichnete wörtliche Rede und teilweise recht künstlerisch angehauchte Absatzgestaltungen, um es mal so auszudrücken. Das macht das Lesen nicht gerade leichter, obwohl man sich irgendwann daran gewöhnt.

Ein paar der Portraits sind wirklich interessant, andere eher oberflächlich. Alle haben jedoch einen Nenner: die Welt ist frauenfeindlich, rassistisch und homophob. An und für sich ja völlig okay für ein gesellschaftskritisches Buch, doch für meinen Geschmack wird es hier zu extrem in den Vordergrund gerückt. Dahinter gehen die Einzelschicksale eher unter, werden vom überall spürbaren Feminismus erdrückt. Das ist schade und hätte sicher anders gelöst werden können. Nicht falsch verstehen: diese Themen sind wichtig und gehören natürlich angesprochen. Doch hier wurde für mein Empfinden das Maß aus den Augen verloren, alles ist überzeichnet und einfach to much. Lieber weniger Frauenportraits und die dafür nicht so im Hau-Ruck-Verfahren in ein Kapitel quetschen, sondern sich Zeit für Ausführlichkeit und Tiefe nehmen. Das fehlte mir hier einfach. So fühlte es sich wie ein Vorbeirauschen von nur stichprobenartigen Aufzählungen von Schicksalen an. Schade. Da mir das eine oder andere Schicksal sehr gut gefiel, vergebe ich 3 gute Sterne. Für mehr reicht es m.M.n. nicht. 

Aber zum Glück sind die Geschmäcker ja unterschiedlich - schließlich hat dieses Buch den Booker Prize 2019 gewonnen.

Die ausführliche Rezension inkl. Leseprobe und mehr findet ihr wie immer in meinem Blog LESEZAUBER_ZEILENREISE.