Rezension

Toller & realitätsnaher Abschluss einer großartigen Trilogie

Die Hafenschwester - Als wir an die Zukunft glaubten - Melanie Metzenthin

Die Hafenschwester - Als wir an die Zukunft glaubten
von Melanie Metzenthin

Bewertet mit 5 Sternen

Nachdem der 1. Weltkrieg überstanden ist, geht es Martha mit ihrer Familie gut, bis die Folgen der Reparationszahlungen zu der Hyperinflation im Jahr 1923 führen. Das Ersparte von Martha und Paul für Ellas Studium reicht nunmehr lediglich für tägliche Lebensmittel. Also muss Ella zurückstecken und beginnt erste medizinische Erfahrungen als Schwester zu sammeln, während Rudi sein holpriges Jurastudium fortführt und Fredi nach seinem Schulabschluss bei der Polizei anfangen möchte. Doch als die Nazis immer mehr an Macht gewinnen, scheint für Ella ein Medizinstudium aussichtsloser denn je und Fredi sitzt bei seiner Polizeikarriere bald zwischen den Stühlen.

Melanie Metzenthin hat auch im dritten Teil wieder ein umfassendes Bild von der damaligen Zeit geschaffen. Ich mag es sehr, wie sie nicht nur große geschichtliche Ereignisse und wichtige Erfindungen in den Alltag der Protagonisten einbaut, sondern auch viele kleine Details, die das Gesamtbild ergänzen, wie z. B. die Erfindung des Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiels. Die Autorin hat äußerst anschaulich und realitätsnah wichtige historische Ereignisse in Marthas Familie eingebaut und somit nahbare Schicksale geschaffen. Ich finde es ebenfalls toll, dass auch andere Verfolgte außer Juden eine Rolle in der Geschichte spielen. Die Grausamkeit und Gewaltbereitschaft der Nazis gegenüber für sie unangenehme Personen wurde genauso anschaulich dargestellt, wie auch die Rolle der Frau. Melanie Metzenthin hat nicht nur die historischen Begebenheiten, sondern auch die Vergangenheit Hamburgs gut recherchiert und eingearbeitet.

>>Im Augenblick ist es modern, von lebensunwertem Leben zu sprechen. Aber darüber vergisst man leicht, dass Freude und Glück sich nicht an körperlicher Unversehrtheit bemessen [lässt], sondern an den menschlichen Beziehungen, die man pflegt.<<, Martha, S. 279

In diesem Teil der Hafenärztin werden Marthas Kinder erwachsen, kommen im Berufsleben an und verlieben sich. Und dabei haben sich ihre Kinder sehr unterschiedlich entwickelt und mich eines positiv überrascht und von sich eingekommen, da es über sich hinausgewachsen ist. Einige Charaktere haben von Band 1 an eine enorme Entwicklung durchgemacht und genauso haben sich auch meine Sympathien und Lieblingscharaktere geändert. Dadurch wurde ich schon etwas wehmütig, wenn man bedenkt, wo man angefangen hat: Als Martha 14 Jahre alt war, musste sie mit dem Tod ihrer Mutter umgehen und finanziell für sich selbst sorgen. Seitdem ist so viel geschehen, nun sind sogar ihre Kinder erwachsen geworden und sie selbst schon Oma. Ich bin stolz darauf, wie Martha ihr Leben gemeistert hat, habe sie, ihre Freunde und Familienmitglieder so gerne begleitet und wünsche ihr noch viele glückliche Jahre abseits der Buchreihe. Es ist so viel passiert und wenn ich zurückblicke habe ich das Gefühl wirklich ein ganzes Leben zu betrachten.

 

Fazit:
Mit diesem Band ist „Die Hafenschwester“-Trilogie nun beendet und ich bin schon etwas wehmütig, weil die Autorin mit Marthas Leben so viele Jahrzehnte und wichtige historische Ereignisse auf anschauliche Weise lebendig hat werden lassen. Melanie Metzenthin hat eine großartige Lebensgeschichte um die Hafenärztin und das vergangene Hamburg geschaffen, sodass ich mich sehr auf neue Bücher von ihr freue.