Rezension

Traue niemandem!

Westwall - Benedikt Gollhardt

Westwall
von Benedikt Gollhardt

Bewertet mit 5 Sternen

Wow. Ich weiß nicht, wie oft ich beim Lesen des Buches dieses Wort gedacht oder gesagt habe – bestimmt an die 20 Mal. Das faszinierendste an Westwall ist, dass es eigentlich relativ langsam anfängt und bevor man es richtig mitbekommt, rast die Handlung und als Leser sitzt man in einer Achterbahn. Immer wenn man gerade glaubt, alles zu verstehen, genau zu wissen wer die Guten und wer die Bösen sind, passiert wieder so ein „wow“ Moment und wieder stellt sich etwas als ganz anders heraus, als man dachte. Ich bin total begeistert von diesem Buch! Ich lese eher selten deutsche Bücher, ich empfand sie bisher zu oft als zu vorhersehbar. Dieses Buch hat mich umgehauen. Der Autor schafft es ein so dichtes Gestrüpp an Geheimnissen, Lügen, Täuschungen und Überraschungen zu entwerfen, dass man das Buch ruck zuck ohne absetzen durchliest, ganz egal wie spät es ist – und bei mir ist es richtig spät geworden.

Kurz zur Handlung: Eigentlich kann man die Handlung in nur zwei Worten zusammenfassen: Traue niemandem! Das gilt sowohl für die Hauptperson Julia, eine Polizeischülerin als auch für den Leser selbst, denn so viele Charaktere in diesem Buch haben dunkle Geheimnisse, falsche Identitäten oder leben ein Doppelleben, das man am Ende wirklich niemandem trauen kann das zu sein, was er zu sein vorgibt.
Julia lernt zufällig einen jungen Mann kennen und kommt mit ihm zusammen. Nach einer gemeinsamen Nacht sieht sie auf seinem Rücken ein Hakenkreuz-Tattoo und macht Schluss. Es stellt sich heraus, dass Nick, wie er sich nennt, nicht zufällig auf Julia getroffen ist, sondern das alles mit einer Neo-Nazi-Untergrundbewegung zusammenhängt. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber so viel kann ich sagen: es wird extrem gefährlich und spannend für alle Beteiligten.

Es gibt sehr viele Wendungen in diesem Buch, viele kommen unvorhergesehen, aber ein paar kann man vor ihrer Enthüllung erraten, aber das ist ja auch nicht schlimm – wichtig ist, für mich zumindest, dass immer auch ein paar dabei sind, auf die man nicht vorab kommt und das ist hier der Fall.

Einen kleinen Kritikpunkt habe ich: die letzten ca. 30 % des Buches kommen einige Charaktere ums Leben, für meinen Geschmack ein paar zu viel, aber es ist jetzt auch nicht so schlimm, dass man das Gefühl bekommt in jedem Satz über eine Leiche zu stolpern. Mich hätten einfach bei ein paar Charakteren die Konsequenzen interessiert, wenn sich der Rauch verzogen hat, statt, dass sie sich durch den Tod (oder dadurch ermordet zu werden) den Konsequenzen entziehen. Aber das ist nur meine Meinung.

Ich kann das Buch aus vollem Herzen empfehlen! Ich werde auf jeden Fall den Autor im Auge behalten. Besonders hervorheben möchte ich vor allem, dass ich die Wendungen und vor allem die Charaktere betreffend nicht als zu konstruiert empfand. Ich fand es echt klasse, dass man wirklich niemandem glauben konnte. Ich persönlich liebe Bücher, die mich überraschen können und das hat dieses Buch definitiv geschafft!

Fazit: ein absolutes Muss für Krimi-Fans, aber nichts für Leute mit Bluthochdruck oder Herzproblemen! Und nicht vergessen: Traue niemandem!