Rezension

Vatertochter

Westwall - Benedikt Gollhardt

Westwall
von Benedikt Gollhardt

Bewertet mit 3.5 Sternen

Julia Gerloff hat ihr Ausbildung bei der Polizei in Brühl begonnen. Das ist nun ziemlich das Letzte, womit ihr Vater Wolfgang gerechnet hat. Er, der Ex-Punk ist nach einem Unfall gelähmt und musste aus gesundheitlichen Belangen den Bauwagen verlassen und in eine Wohnung ziehen. Nun hat Julia den jungen Nick kennengelernt, er hat so das gewisse Etwas und ist dazu noch recht geheimnisvoll. Zu geheimnisvoll vielleicht? Julia beginnt Nachforschungen anzustellen. Zunächst kann Nick alle Zweifel zerstreuen, aber als Julia entdeckt, dass er ihr einen falschen Namen genannt hat, ist es erstmal aus.

 

Über ihre Mutter weiß Julia Gerloff nicht viel, ihr Vater war immer die Bezugsperson und er hat sich zu dem Thema bedeckt gehalten. In die Polizeifamilie fühlt sich Julia aufgenommen, obwohl die manchmal in Versuchung ist, das aufs Spiel zu setzen. Nicht immer spielt sie hundertprozentig nach den Regeln. Verständlich, denn sie will mehr über Nick herausfinden, der möglicherweise Verbindungen in die rechte Szene hat. Etwas, wovon Julia sich fernhalten will. Oder soll sie Nick noch eine Chance geben? Und was, wenn es noch ganz andere Player gibt? Und wieso macht ihr Vater immer dicht, wenn es um ihre Mutter geht?

 

Auf spannende Weise verknüpft der Autor die Spuren zu Julias Vergangenheit mit einem aktuellen Geschehen. Dabei arbeitet er sehr vielschichtige Charaktere heraus, von denen die meisten sowohl sympathische Züge haben, als auch solche, mit denen man sich nicht identifizieren möchte. Wie sich die Gruppe im Wald ausbilden konnte, wird nicht ganz klar. Aber wer alles mitmischt, wirkt schon sehr realistisch. Man könnte annehmen, dass Julia von Wind und Wellen hin und her geschleudert wird und nicht so viel Einfluss auf das Geschehen hat. Ebenso wenig wie Nick, der sich erpressbar gemacht hat. Vor dem Setting der Anlagen des Westwalls entwickelt sich eine fesselnde Handlung mit einem explosiven Finale.