Rezension

Trotz interessanter Idee vorhersehbar, kaum Entwicklungen und naive Protagonistin

Jenseits - Meg Cabot

Jenseits
von Meg Cabot

Bewertet mit 2 Sternen

Die Idee ist wirklich cool. Diese ganze Neuinterpretation des Sterbevorgangs auf die Weise der griechischen Mythologie und auch die Zusammenhänge faszinierten mich. Das Problem war wie so oft die Umsetzung.

Die Idee enthält unglaublich viel Potenzial, das schlichtweg nicht genutzt wurde. Nach wenigen Seiten ahnte ich, wie sich alles entwickeln würde, ahnte die Zusammenhänge - und wurde auch nicht wirklich überrascht. Gut, es gab ein, zwei Enthüllungen, die ich vielleicht nicht so ganz erwartet hätte, aber ansonsten war die ganze Geschichte unglaublich vorhersehbar.

Hatte ich am Anfang noch die Hoffnung, die zu erwartenden Enthüllungen würden bald abgehakt und durch eine spannendere Handlung ersetzt werden, so musste ich mich schnell damit abfinden, dass das Hinauslaufen auf diese vorhersehbaren Enthüllungen sowie das Enthüllen selbst das ganze Buch einnehmen. Somit konnte mich dieses weder überraschen noch fesseln.

 

Gut fand ich, dass der Leser in das Jetzt geworfen wird, ehe Pierce in Rückblicken von ihrem Tod und den darauffolgenden Ereignissen erzählt und dass diese Rückblicke zwischendurch ins das „aktuelle“ Geschehen eingeworfen werden, sodass es nicht zu viel auf einmal wurde.

Ich erwartete von Meg Cabot einen lockeren Schreibstil und diesen bekam ich auch. Das Buch ist unterhaltsam, locker und flüssig geschrieben.

 

Damit wären wir dann auch bei der Protagonistin. Hatte ich am Anfang noch das Gefühl, sie würde eine sympathische Protagonistin werden, kehrte sich dieser Eindruck mit steigender Seitenzahl ins Gegenteil. Sollte ich sie mit einem Wort beschreiben, wäre das eindeutig: naiv.

In dem einen Rückblick ist sie sieben, im nächsten fünfzehn Jahre alt und doch kam sie mir kaum reifer vor. Und auch danach kam sie mir oft jünger vor, als sie sein sollte.

Sie soll als Charakter das Bedürfnis haben, allen zu helfen und sich selbst dabei außen vorzulassen. An sich ist das ja auch ganz schön, das Problem ist auch hier die Umsetzung. So scheint Pierce den fragwürdigen Auftrag zu haben, ihr nahestehende Personen vor dem Bösen beschützen zu müssen, kann aber kaum sich selbst beschützen.

Außerdem ist sie selbstmitleidig und betont andauernd, sie habe doch an nichts Schuld - was bei näherer Betrachtung durch den Leser nicht wirklich stimmt. Gut, es läuft alles ein bisschen scheiße, aber viele Dinge, auf die sie ihre eigene Unschuld bezieht, waren nicht selten Folgen ihrer eigenen Entscheidung.

 

Bezüglich der Nebencharaktere hätten wir da erst mal John Hayden, der Pierces nervige Persönlichkeit zwar nicht ausgleichen kann, sie aber doch erträglicher macht, da wenigstens er eine faszinierende Bad-Boy-Persönlichkeit mit Hintergrund hat.

Die anderen Charaktere haben oft Potenzial, das ebenfalls nicht wirklich genutzt wird. So gibt es ein paar, bei denen eine angenehme Vielschichtigkeit zwar angedeutet, aber nicht näher ausgebaut wird.

 

Mein wesentlichstes Problem mit dem Buch - neben Pierces Naivität - waren die fehlenden Entwicklungen.

Das ging schon ganz gut los, denn zu Beginn wirkt es so, als habe Pierce mit John mehrere Tage verbracht, es wirkt, als kenne sie ihn und die Facetten seiner Persönlichkeit gut (was übrigens auch umgekehrt so rüberkommt) und habe viel Zeit mit ihm verbracht. Aus den Rückblicken geht dagegen hervor, dass sich die gemeinsame Zeit zusammengerechnet kaum auf eine Stunde beläuft. Das wirkt sich dann auf den ganzen Rest aus.

Bei der Liebesgeschichte ist es dasselbe: Plötzlich macht es *klick* und als hätte jemand einen Schalter umgelegt, lieben sich Prota und Love Interest. Ich habe anscheinend leider alles zwischen „Ich kenne ihn nicht mal“ und „Ich liebe ihn“ verpasst.