Rezension

Unendlich plus eins = zwei = wir

Unendlich wir - Amy Harmon

Unendlich wir
von Amy Harmon

Bewertet mit 4 Sternen

Dieses Buch zieht den Liebhaber romantischer Liebesgeschichten genauso in seinen Bann wie den rationalen Mathematiker.

Die aus armen Verhältnissen stammende und zum Superstar gewordene Country-Sängerin Bonnie Rae Shelby will nach einem Schicksalsschlag ihrem Leben ein Ende setzen. Im Begriff, in Boston nach dem Abschlusskonzert ihrer Tournee von einer Brücke zu springen, zieht Infinity Clyde, genannt Finn, sie in letzter Sekunde wieder nach oben. Er ist ein Ex-Häftling, dem das Schicksal auch nicht hold war. Nur die Mathematik ist seine Welt. In Las Vegas will er neu anfangen. Beide begeben sich gemeinsam auf eine ca. achttägige Reise quer durch die USA, die angesichts der sensationslüsternen Medien und Bonnies intrigierender Großmutter und Managerin zu einer Odyssee wird.

Eigentlich ist schon ziemlich schnell, nämlich ab dem verhinderten Suizid, deutlich, dass aus Bonnie und Clyde ein Liebespaar werden wird. Angesichts familiärer Parallelen und ihrer auf das berüchtigte gleichnamige Verbrecherpaar aus den 30erJahren hindeutenden Namen müssen sie einfach füreinander bestimmt sein. Da sich aber insbesondere Clyde lange Zeit aus Rücksichtnahme auf Bonnie hiergegen wehrt, fiebert man natürlich dem Fortgang der Geschichte entgegen Interessant sind die immer wieder eingestreuten Informationen über die berühmten Namensvetter der Protagonisten. Obwohl Liebesgeschichten an sich eher leichte Kost sind, ist das vorliegend anders. Grund dafür, dass sie sich nicht immer einfach lesen lässt, sind die vielen Bezugnahmen auf die Mathematik, das einzige, was für Clyde im Leben Sinn ergibt. Wer nicht mathematisch bewandert ist, rätselt dann schon einmal über Stellen wie folgende: „Fünf ist die einzige ungerade unerreichbare Zahl, soweit bekannt ist. … Das heißt, sie lässt sich nicht als Summe von echten Teilern irgendeines anderen positiven Integers darstellen. Im Gegensatz dazu gibt es zum Beispiel auch merkwürdige Zahlen; das sind Integer, die sich als Summe einiger, aber nicht aller Teiler darstellen lassen und deren Teilersumme größer ist als die Zahl selbst“ (S. 158). Passenderweise enthalten alle Kapitelüberschriften Begriffe aus der Mathematik. Auch lehnt sich der Buchtitel an sie an. Er findet lobenswerter Weise Erklärung in einer Passage: „Was ist unendlich plus eins? … Immer noch unendlich. … Falsch. Es ist zwei. … Dein Name bedeutet Infinität, also Unendlichkeit. Plus eins. Das ergibt zwei. … Unendlich wir, sozusagen“ (S. 135). Für Abwechslung beim Lesen sorgen die in vielen Kapiteln vorangestellten Berichte von Fernsehen, Zeitungen u.ä. über Bonnies Reise, die die Tatsachen stark verdrehen. Hier wird deutlich, wie schwer das Promi-Dasein ist.

Einziger Kritikpunkt meinerseits an dem Buch ist, dass der Road Trip sich etwas zu stark in die Länge zieht. Ein früheres Ende hätte ich bevorzugt.

 

Ein wirklich empfehlenswertes Buch, das an den früheren Erfolg der Autorin mit „Vor uns das Leben“ anknüpft.