Rezension

Ungeheuer und ungeheuerliche Dinge zu entdecken

Elsa ungeheuer - Astrid Rosenfeld

Elsa ungeheuer
von Astrid Rosenfeld

„Elsa ungeheuer“ wird aus der Perspektive von Karl erzählt, der zu Beginn der Handlung ein Junge von acht Jahren ist. Er lebt gemeinsam mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Lorenz, dem Vater Randolph Brauer, der Haushälterin Frau Kratzler und einem langjährigen Gast, Herrn Murmelstein, auf einem Bauernhof mit Pension in einem kleinen Dorf. Die Mutter hat sich das Leben durch einen Sprung vom Balkon genommen und seit dieser Zeit spricht der Vater der Jungen regelmäßig dem Alkohol zu. Karl und Lorenz haben es also nicht ganz leicht im Leben und sind um jede Abwechslung froh. Zu ihrem Alltag gehören die abendlichen, etwas gewöhnungsbedürftigen Erzählungen des Herrn Murmelstein, der von den Kindern liebevoll Murmeltier genannt wird. Aufregend wird es, als Elsa im Dorf auftaucht. Elsa wird von ihrer Mutter einfach bei einem Onkel abgeliefert, damit die Mutter eine geplante Weltreise unternehmen kann. Elsa ist elf, wortgewandt, frech und trägt ausgefallene Kleidung. Karl ist von ihr fasziniert und diese Faszination wird ihn sein Leben lang begleiten.

Elsa ist auch nicht vergessen als Karl und Lorenz längst erwachsen sind und Karl seinem Bruder nach Düsseldorf folgt, wo Lorenz sein Glück an der Kunstakademie sucht. Ein prägendes Kindheitserlebnis hat Lorenz dorthin geführt, aber die Kunstszene ist etwas ganz Besonderes und dieses außergewöhnliche Ambiente fängt die Autorin Astrid Rosenfeld in der zweiten Hälfte ihres Romans auch wirklich perfekt ein.

Die zwei unterschiedlichen Buchhälften, einmal Kindheit und einmal Erwachsenenwelt von Karl und Lorenz, sind beide auf ihre Art irgendwie schräg und total verrückt und passen doch perfekt zueinander. Hier sind zwei junge Menschen, deren weiterer Weg in der Kindheit geprägt wird. Eigentlich sind es sogar drei junge Menschen, denn Elsa beeinflusst zwar das Leben von Karl und Lorenz, aber ihre Jugend im Dorf ist auch sehr deutlich mit ihrem eigenen Lebensweg verknüpft.

Astrid Rosenfelds Sprache ist manchmal sehr direkt, manchmal aber auch versteckt die Autorin Andeutungen auf bestimmte Dinge einfach irgendwo und der Leser entdeckt den Zusammenhang erst später. Die Geschichte hat in mir sehr unterschiedliche Empfindungen geweckt. Stellenweise oder besser gesagt relativ oft habe ich die Szenerie als abstoßend betrachtet und dennoch hat sie eine gewisse Faszination auf mich ausgeübt. Die Künstlerwelt ist mir dabei allerdings genauso fremd geblieben wie das Dorf und seine Bewohner.

Dieses Buch und auch Elsa selbst sind einfach ungeheuerlich. Aber in diesem Roman gibt es ganz sicher noch mehr Ungeheuer und auch noch viel mehr ungeheuerliche Dinge zu entdecken.

Copyright © 2013 by Iris Gasper