Rezension

Nicht sooo doll!

Elsa ungeheuer - Astrid Rosenfeld

Elsa ungeheuer
von Astrid Rosenfeld

Bewertet mit 3 Sternen

In „Elsa ungeheuer“ erzählt Astrid Rosenfeld die Geschichte der Brüder Brauer, deren Leben von sonderbaren Eseln und skurrilen Gestalten geteilt wird. Da wäre Mutter Hannah zu nennen, die sich ihre rosa Unterhose über den Kopf zieht und vom Balkon springt. Die Herzjesu flüsternde Kratzlerin, eine Haushälterin, die immer schon da war und für die Jungs die älteste Frau der Welt ist. Oder Herr Murmelstein, ein ehemaliger weltreisender Rammler, der besuchsweise bei ihnen um Erkenntnis ringt. Noch in der Kindheit tritt die kratzbürstige Elsa in ihr Leben.

Das burschikose Auftreten des extravagant gekleideten Mädchens fordert die beiden Jungen heraus, die Zuneigung und Ablehnung gleichermaßen für sie empfinden. Natürlich verbirgt sich hinter ihrer Aufsässigkeit, neben der offensichtlichen Vernachlässigung der Eltern ein Geheimnis. Bis die Jugend zu Ende geht, die Wahrheit ans Licht tritt und die Enge der Oberpfalz, den unendlichen Möglichkeiten der internationalen Kunstszene weicht vergehen viele Jahre und das Trio wird durch Elsas Fortgehen endgültig gesprengt. Und Lorenz Brauer entwickelt sich zum Shootingstar des Malerolymps, der nächste Jackson Pollock, ein neuer Neo Rauch, zumindest scheint es so. Ein Weg auf den ihn sein Bruder Karl koksend begleitet, bis er einsieht auf die Weise keine Geister loswerden zu können.

Was mir an dem Roman gefallen hat? „Elsa ungeheuer“ ist lebensprall. Es wird gekokst, gevögelt, geprügelt, gemalt, gesoffen, geliebt und philosophiert, was das Zeug hält. Und egal, ob man diesen Roman für gelungen oder missraten hält, der Autorin gebührt Respekt für einen an verspielter Leichtigkeit und Tiefgang schwer zu schlagenden Schreibstil, der auf Knappheit, Präzision und Rasanz aufbaut. Dazu wimmelt es nun von kleinen gemeinen Weisheiten, die das Buch zu einem sinnlichen Vergnügen machen. Nach und nach wird es immer witziger und bissiger, auch tragisches kommt nicht zu kurz. Ebenso habe ich mich über formidable Ideen gefreut, vor allem die zynische Kunstszene wirkt authentisch. Überhaupt mag ich, dass die Autorin etwas riskiert, auch wenn sie dabei fast scheitert, weil das Buch nicht gut austariert ist, denn die unerfüllte Liebe wird zum Randgeschehen.

Für mich mangelt es dem Roman an mehreren Punkten. Zu Beginn baut die Autorin gleich einem John Irving auf einem skurrilen Personal auf, dass sie im Gegensatz zu ihrem männlichen Kollegen allerdings fast zur Karikatur verkommen lässt. Der „Ich“ Erzähler Karl Brauer wirkt auf die gesamte Länge des Romans schwächlich, weil dauerhaft defensiv. Er bietet wenig Identifikationspotential und kommt eigentlich nie wirklich aus seinem Kokon heraus und bleibt für mich ein Pappkamerad, ohne Rückgrat. Das gilt durchaus auch für den Bruder, der die Ewigkeit malen will und manch andere lediglich angerissene Person. „Elsa ungeheuer“ ist auf Tiefgang angelegt, dümpelt aber letztendlich auch aufgrund des brachialen Erzähltempos an der Oberfläche dahin.

Kommentare

Naibenak kommentierte am 29. Januar 2015 um 21:19

Toll geschrieben! Danke für die informative Rezi! :-)