Rezension

Viel Schokolade, etwas Liebe und historische Einblicke in die Anfänge des 20. Jahrhunderts

Die Schokoladenvilla - Maria Nikolai

Die Schokoladenvilla
von Maria Nikolai

Bewertet mit 5 Sternen

Schokolade ist im Jahre 1903 noch etwas Besonderes. Ihre Herstellung ist mit viel Arbeit verbunden. Arbeit, vor der sich Judith Rothmann nicht scheut. Sie ist die Tochter eines Schokoladenfabrikanten und ihr größter Traum, ist es einmal diese Fabrik zu leiten. Mit viel Herzblut entwickelt sie immer neue Leckereien und ignoriert die Pläne ihres Vaters. Dieser aber, möchte sie gewinnbringend verheirateten. Ausgerechnet mit einem Mann, den Judith nicht leiden kann.

Und dann begegnet sie auch noch Victor Rheinberger. Dieser junge Mann will sich in Stuttgart eine neue Existenz aufbauen. Ihre Begegnung verändert alles.

 

„Die Schokoladenvilla“ ist der Auftakt einer Reihe über das Leben am Anfang des 20. Jahrhunderts überwiegend in Stuttgart. Im Vordergrund steht die Herstellung von Schokolade, könnte man meinen, aber eigentlich ist sie nur ein Beispiel für die damaligen Abläufe in einer Fabrik und im Leben der Oberschicht allgemein. Judith entstammt einer Familie, die privilegiert leben darf, aber auch hier ist es nicht immer einfach. Judith erlebt am eigenen Leib, was es heißt, wenn der Vater über ihr Schicksal bestimmt. Anschaulich schildert die Autorin, welche Möglichkeiten die Frauen in dieser Zeit hatten. Nicht nur Judith verlässt die ihr vorgegebenen Pfade. Es war spannend, zu lesen, welche Möglichkeiten es wirklich für die Frauen der damaligen Zeit gegeben hat.

 

Aber nicht nur die Frauen hatten so ihre Probleme, auch bei den jungen Männern bestimmten die Väter die Wege. Victor Rheinberger versucht sich, diesem ebenfalls zu entziehen. Er ist dafür bis nach Stuttgart gereist. Hier findet er Menschen, die ihn unterstützen und ebenfalls Ziele und Träume lebendig werden lassen. Durch ihn erfährt man, wie sich das Leben abgespielt hat, bei den weniger betuchten Menschen. Victor muss sich seine Ziele hart erarbeiten.

 

Die einzelnen Charaktere hat Frau Nikolai intensiv ausgearbeitet. Ich hatte meinen Lesespaß bei diesem ersten Buch. Es gab nicht nur Probleme zu bewältigen, sondern auch so manchen Spaß mit einigen Protagonisten. Ich mochte vor allem die Vielfalt der Charaktere. Auch gerade kleine Nebenschauplätze lassen einen die Zeit beim Lesen vergessen. Hierbei ist dann auch deutlich zu spüren, wie gut Frau Nikloai recherchiert hat. Immer wieder fließen Ereignisse oder sogar Personen in die Geschichte ein, die so gelebt haben oder geschehen sind. Mir hat die Mischung aus historischem Wissen und fiktionaler Geschichte gut gefallen.

 

Am Ende des Buches befindet sich ein umfangreicher Anhang mit Personenregister, Glossar und einigen Informationen zu den historischen Hintergründen. Fiktion und Wahrheit werden auch noch beleuchtete.

 

Auch wenn „die Schokoladenvilla“ der Auftakt einer Trilogie ist, so ist das Ende in diesem Band, trotzdem angenehm zu lesen. Ich möchte natürlich wissen, wie es mit Judith und Victor und ihren Familien weitergeht, aber trotzdem hat mich der Schluss zufrieden zurückgelassen.