Rezension

Gelungener Auftakt zu einer Trilogie

Die Schokoladenvilla - Maria Nikolai

Die Schokoladenvilla
von Maria Nikolai

Bewertet mit 5 Sternen

Diesen ersten Teil einer Trilogie habe ich mit viel Freude gelesen. Die Geschichte führte mich weit über 100 Jahre zurück in ein kaiserliches Deutschland, in dem eine klare, stringente Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern vorherrschte. Während für die Männer die Welt offenstand für alle Berufe und sie für die wesentliche Erwerbsarbeit zuständig waren, behielt die damalige Gesellschaft den Frauen die Sorge um Haushalt und Familie vor. Doch der Fortschritt läßt sich nicht aufhalten. Mit der raschen Innovation im wirtschaftlichen Bereich geht, wenn auch langsam der emanzipatorische Wandel einher.

Wir sind im Jahr 1903 im schwäbischen Stuttgart. Die 21jährige Judith Rothmann, Tochter eines Schokoladenfabrikanten und die Älteste von drei Kindern, widmet sich mit großer Leidenschaft der Herstellung von Schokolade, entwickelt mit großer Fantasie neue Leckereien. Ihr Vater dagegen duldet das geflissentlich und verfolgt ganz andere Pläne für ihr Leben. Ohne Judiths Wissen bereitet er ihre Verheiratung im Sinne der Fortführung des Unternehmens vor. Als das Vorhaben auffliegt, ändert sich alles für die junge Frau. Einen großen Anteil daran hat der intelligente, aber mittellose Victor Rheinberger, der eine Anstellung als technischer Leiter in der Firma ihres Vaters annimmt. Er findet nicht nur Judiths wunderbare, schokoladigen Kreationen toll...

Maria Nikolai ist eine wunderbare, unterhaltsame Familiengeschichte gelungen mit lebendigen Charakteren in ihren Stärken und Schwächen. Während die Schauplätze, die Perspektiven und die Personen ständig wechseln – erhielt ich eine faszinierende Einsicht in die damalige Zeit. Es war eine umtriebige Epoche, in der sich die Menschen ihrer Lage bewußt werden, sich beginnen zu wehren. Das gilt sowohl für die Rolle der Frau in der Gesellschaft als auch für die soziale Lage der armen Bevölkerung. In einer klugen Weise verbindet die Autorin die Schicksale der einzelnen Klassen und Schichten miteinander.

Fazit:

Mir gefallen der flotte Schreibstil und die detaillierte, von gründlicher Recherche zeugende Erzählweise sehr. Die über sechshundert Seiten waren schnell gelesen. Rundherum für mich ein sehr gelungener Auftakt zur Trilogie.

Deshalb von mir die Höchstbewertung und die unbedingte Lese- und Kaufempfehlung!