Rezension

Vivaldis virtuose Schülerin Anna Maria

Signorina Vivaldi -

Signorina Vivaldi
von Verena Maatman

Bewertet mit 5 Sternen

spannend, einfühlsam und unterhaltsam

Anna Maria wächst als Waisenkind im Ospedale della Pieta auf. Als sie Weihnachten an der Krippe steht, wünscht sie sich nichts sehnlicher als Eltern, zumindest jemanden, der für sie da ist. Und dieser Wunsch erfüllt sich schneller als gedacht, denn Anna Maria darf im Orchester des Waisenhauses Violine spielen. Ihr außergewöhnliches Talent wird von ihrer Musiklehrerin erkannt, die sie dem neuen Maestro Antonio Vivaldi vorspielen lässt. Vivaldi fördert sie nach Kräften. Als Anna Maria heranwächst, verliebt sie sich in einen jungen Malergesellen. Was wird stärker sein, der Wunsch nach einer Familie oder die Musik?

Dieser historische Roman, den Verena Maatman um die wahre Geschichte von Anna Maria dal Violin schreibt, hat mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen. Die eingangs erwähnte Krippenszene spielt sich bereits im Prolog ab. Das kleine Mädchen, das sich fragt, warum es keine Eltern hat oder warum sie sie nicht haben wollten, wird in seiner Traurigkeit und Einsamkeit so beschrieben, dass ich unbedingt wissen wollte, ob und auf welche Weise sie ihr Glück finden wird. Verena Maatman schreibt einen flüssigen Stil. Sie versteht es, die Charaktere lebendig werden zu lassen. Das gilt nicht nur für die Hauptprotagonisten, sondern auch für die Figuren, die Anna Maria über die Jahre begleiten und für die, die ihr Leben nur streifen. Die Bedingungen im Waisenhaus Ospedale della Pieta werden beschrieben, immer mal wieder wird klar, wie hart es sein muss, dort aufzuwachsen. Nicht nur die strikten Regeln, die von den strengen Nonnen überwacht werden, auch Neid und Missgunst der Mädchen untereinander machen ihnen das Leben nicht leicht. Wenn nicht genügend Spenden fließen, muss die Ernährung eingeschränkt werden. Und in der Tat sind nicht alle Mädchen Waisen, manche sind von ihren Eltern abgegeben worden, sei es, weil sie das Kind nicht ernähren konnten, sei es, weil es ihnen im Weg ist.

Natürlich nimmt die Musik einen großen Raum ein. Der Unterricht und das Üben stehen an erster Stelle, denn vom Erfolg der Konzerte hängen die Spenden ab. Leser, die sich weniger mit Musik und ihrer Theorie auskennen, erfahren einiges.

In einem ausführlichen Nachwort erklärt Verena Maatman die historischen und die fiktiven Ereignisse, so dass etliches besser eingeordnet werden kann.

Das schön gestaltete Cover mit Anna Maria vor der Kulisse Venedigs passt perfekt.

 

Fazit: ein spannender, einfühlsamer und unterhaltsamer historischer Roman