Rezension

Vom Glück, jemanden an seiner Seite zu haben

Glück am Morgen - Betty Smith

Glück am Morgen
von Betty Smith

Bewertet mit 2 Sternen

Die Geschichte spielt Ende der 1920er Jahre und umfasst das erste Ehejahr von Annie und Carl. Sie sind beide sehr jung. Annie gerade volljährig und von zu Hause durchgebrannt, Carl studiert schon Rechtswissenschaften und ist unsterblich in Annie verliebt. Sie haben keinen leichten Start in die Unabhängigkeit von den Eltern, jedoch haben sie einander und das ist den beiden das Wichtigste. 

Vieles war damals anders und ich musste mir das beim Lesen immer wieder bewusst machen. Die Stellung und Rolle der Frau in der Gesellschaft, die große Wirtschaftskrise stand an, Bildung war ein Privileg...

So ein Leben konnte sehr einfach sein und auch die Armut, die Annie und Carl phasenweise durchmachen, erleichtert vieles nicht. Die Geschichte ist sehr einfach gehalten, aber es ist diese Einfachheit, die die Gedanken der Autorin so toll zur Geltung bringt. Trotzdem konnte ich mich nicht wirklich mit dem Gesamtwerk anfreunden.

Die beiden Charaktere waren für mich unglaublich anstrengend. Annie ist naiv, launenhaft, widersprüchlich und in ihrer Persönlichkeit noch nicht gefestigt. Carl ist besserwisserisch, hat einen Hang zur Gewalt, arbeitet jedoch unermüdlich, um sie beide über Wasser zu halten. Ihn habe ich ein bisschen zu schätzen gelernt im Laufe der Geschichte. Annie mochte ich, weil sie so vernarrt in Bücher und das Schreiben ist und ihre unbändige Freude an kleinen Dingen sehr herzerwärmend sein kann. Trotzdem konnte ich nur sehr wenig Interesse für ihr Leben aufbringen.

Der Schreibstil war wirklich auch sehr einfach gehalten und wahrscheinlich der Zeit verschuldet, in der das Buch geschrieben wurde, auch ein bisschen altmodisch. Toll war jedoch, dass hin und wieder Passagen aus Annies Texten eingebaut wurden. Manche zwischenmenschlichen Beziehungen fand ich auch gut beschrieben und Smith konnte wirklich das Wesentliche hervorholen. Das Ganze Buch dreht sich eigentlich nur um das Wesentliche, um das, was das Leben ausmacht. Das Setting, in dem das Ganze  untergebracht wurde, hat mir halt nicht so gefallen. Die Ansätze waren aber wirklich da und ich kann erahnen, was die Autorin mir mit diesem Buch sagen wollte. 

 

Fazit

Die Liebe, die Liebe. Was wären wir nur ohne die Liebe? Betty Smith zeigt mit ihrer Geschichte, dass zu lieben und geliebt zu werden das Leben um einiges einfacher macht; dass man Menschen an seiner Seite braucht, die an einen glauben und unterstützen; dass es eine Frage des Charakters ist, wie man auf bestimmte Situationen reagiert und dass Armut wirklich niemandem zu wünschen ist. Es ist eine einfache Geschichte, mit mehr oder weniger nervigen Charakteren, auf das Wesentliche reduziert. Für mich war das Buch sehr anstrengend zu lesen.