Rezension

Hübsch, kurzweilig, aber etwas harmlos

Glück am Morgen - Betty Smith

Glück am Morgen
von Betty Smith

Bewertet mit 4 Sternen

Zwanzig Jahre nach ihrem sagenhaften Erfolg mit „A Tree Grows in Brooklyn“ schrieb Betty Smith „Joy in the Morning“, ein Buch, das nicht an seinen großartigen Vorgänger heranreicht, das sich aber hübsch liest und einen autobiografischen Hintergrund vermuten lässt. 

„Annie liebt Carl. Und Carl liebt Annie.“ Es ist 1927 als sie heiraten, Annie ist gerade 18 geworden und Carl ist 20, mitten im Studium, der Zeitpunkt könnte günstiger sein. Wenn er erst Anwalt ist, kann er eine Familie ernähren, aber jetzt schlagen sich die beiden mit Gelegenheitsjobs durchs Leben. Das ist hart, aber es macht ihnen nichts aus. Sie lieben sich. 

Annie musste früh die Schule verlassen und arbeiten, liebt aber Bücher und entdeckt ihre Leidenschaft zum Schreiben. Genau wie Betty Smith darf Annie als Gasthörerin am College Literaturseminare besuchen. 
Und wenn man miterlebt, wie Annie ihre ersten Geschichten aus frisch Erlebtem spinnt, denkt man, dieses Buch könnte Annie geschrieben haben. 

Es passiert nicht sehr viel, aber es fesselt doch, die beiden im Alltag des ersten Jahres ihrer Ehe zu begleiten. Betty Smith beherrscht es meisterhaft, die einfachen Dinge des Lebens so zu schildern, dass sie interessant sind. Trotzdem sind die Figuren etwas blass geraten, Annie ist nicht Francie. Vielleicht sind Carl und Annie auch zu gut, um wahr zu sein. Sie haben Sorgen und auch Meinungsverschiedenheiten, die werden aber direkt thematisiert, analysiert und geklärt, so dass der Haussegen niemals lange schief hängt. Natürlich kann man daraus nur lernen, so sollte es jeder machen, aber ein wenig unrealistisch wirkt es schon. Hier ist das Leben nicht einfach, aber es wird alles gut. Das ist schön, nett und unterhaltsam, allerdings rührt es nicht an. 

Dieses Buch ist wie ein Ausflug zu den Waltons: Ein Lied auf die einfachen Freuden des Lebens, eine Ode an die Liebe und die Freundschaft, ein klein wenig schwarz-weißes Zeitkolorit einer beschaulichen amerikanischen Kleinstadt. Hübsch, kurzweilig aber etwas harmlos.  

Kommentare

wandagreen kommentierte am 13. April 2019 um 16:14

Manchmal braucht man die Sicherheit, dass alles gut ist. Deshalb gucke ich so gerne Pilcherfilme. Schöne Menschen, schöne Landschaft, schöne Stimmen, Tiere, eine kleine Komplikation - aber alles wird gut.