Rezension

Warmherzige Geschichte mit schöner Stimmung

Zimtsommer
von Sarah Jio

Bewertet mit 4 Sternen

Zum Inhalt:
Ada kennt das große Glück. Doch an einem einzigen Tag verliert sie ihre Familie und damit alles, wofür sie gelebt hat. Von Trauer überwältigt, will Ada nur noch weg und mietet Hals über Kopf ein Hausboot in Seattle. Dort, mitten auf dem See, wartet eine alte Geschichte von großen Träumen und tragischer Liebe auf sie – und eine Begegnung, die ihr den Glauben an das Leben wiederschenkt … 
(Kurzbeschreibung gem. Diana Verlag) 

Leseprobe

Die Autorin:
Sarah Jio ist Journalistin, Kolumnistin und Autorin und lebt mit ihrer Familie in Seattle, USA. Ihre Romane sind international erfolgreich und werden in 27 Ländern veröffentlicht.

Meine Meinung:
Das war mein erstes Buch der Autorin, bei dem mich der Klappentext angesprochen hat.
Eine familiäre Tragödie, ein Neubeginn und ein altes Geheimnis klangen nach fesselnder Unterhaltung und ich wurde nicht enttäuscht.
Die Autorin hat es mit ihrem schönen Schreibstil schnell geschafft, mich in den Bann der Geschichte zu ziehen, die auf zwei Zeitebenen erzählt wird.
Zu Beginn erleben wir wie Ada, die New York verlassen hat, ihr gemietetes Hausboot auf dem Lake Union in Seattle bezieht.
In immer wieder eingestreuten kleinen Rückblenden erfahren wir, dass Ada durch ein Unglück ihren Mann und ihre kleine Tochter verloren hat und seitdem voller Trauer versucht, ihr Leben zu bewältigen. Die Reisejournalistin ist erfolgreich in ihrem Job als stellvertretende Chefredakteurin einer Zeitschrift, aber das alles bedeutet ihr nichts, da sich niemand mehr mit ihr darüber freut.
Die Erinnerungen lassen sie nicht los und deshalb beschließt sie, dass ein Ortswechsel für einen Neuanfang das Beste ist. So mietet sie das Hausboot und reist Hals über Kopf ab. Auf diesem Hausboot entdeckt sie eine alte Truhe mit geheimnisvollen Erinnerungsstücken einer gewissen Penny. Und das ist die Verknüpfung zur zweiten Zeitebene des Buches.
Im Jahr 1959 lebte Penny mit ihrem Mann Dexter auf exakt diesem Hausboot. Und in der Nachbarschaft leben noch einige Leute, die auch damals schon dort gelebt haben und Penny kannten.

Im Wechsel erzählt Sarah Jio die Geschichten der beiden Frauen und deren Schicksale. Es war schön zu erleben, wie Ada in der veränderten Umgebung und unter den netten und hilfsbereiten Menschen in der Hausbootsiedlung langsam wieder zu sich findet. Ihre Emotionen und dabei besonders ihre Trauer hat die Autorin sehr gefühlvoll und authentisch dargestellt.
Ada ist eine sympathische und warmherzige Protagonistin, die mir schnell ans Herz gewachsen ist und der ich sehr gewünscht habe, dass sie wieder Freude am Leben findet.

Aber auch die junge Penny ist eine nette gefühlvolle Figur, mit der ich mich identifizieren konnte. Die junge Ehefrau eines Malers hatte sich das Eheleben anders vorgestellt und ist auch manchmal ein bisschen naiv, was ihrer noch fehlenden Lebenserfahrung zuzuschreiben ist.
Penny muss schnell erkennen, dass die Kunst bei ihrem Mann an erster Stelle steht und er sie oft alleine lässt, um sich in seinem Atelier zurück zu ziehen.
Nach und nach erfahren wir, was im Jahr 1959 geschah und erleben wie Ada, durch den Fund der alten Truhe zu Nachforschungen angeregt, dem Geheimnis langsam auf die Spur kommt.
Das Ende der Geschichte klärt alle Fragen, hält noch eine Überraschung bereit und war sehr berührend.

Das Setting, die Hausboot-Siedlung am Lake Union, war nicht nur gut gewählt und sorgte für eine ganz besondere Atmosphäre sondern wurde von der Autorin auch so schön beschrieben, dass mein Interesse geweckt war. Ich habe im Internet nach Bildern dieser real existierenden Siedlung gesucht und war direkt verliebt in die schönen Hausboote und die herrliche Landschaft um den See.

Der Original-Titel des Buches ist „Morning-Glory“, was eine Ackerwinde oder auch Purpur-Prunkwinde bezeichnet. Die Ranken dieser Kletterpflanze spielen in der Geschichte eine wichtige Rolle, so dass ich der Meinung bin, dass dieser Titel viel besser passt als der deutsche Titel „Zimtsommer“.
Zimt spielt zwar auch eine Rolle, aber nur in Form von Zimtschnecken, die für den Verlauf der Geschichte längst nicht so wichtig sind.

Diese warmherzige Geschichte über das Schicksal von zwei Frauen, Trauerbewältigung und Neuanfang hat mich gut unterhalten und auch für eine schöne Stimmung gesorgt!

Fazit: 4 von 5 Sternen

 

© Fanti2412