Rezension

Wohltuendes Erzähltempo und gelungene Hommage an Agatha Christie

Der Cocktailmörderclub -

Der Cocktailmörderclub
von Colleen Cambridge

Bewertet mit 4 Sternen

Ausnehmend gut hat mir schon einmal das Cover gefallen – das gehört ja auch dazu… scherenschnittartig ein Cocktailglas mit sprudelndem Inhalt, im Hintergrund ein Herrenhaus – ich möchte es Damenhaus nennen ;-) - , gedeckte Tische und Girlanden, das alles auf blau-weiß-torem Hintergrund, was nicht nur eine schöne kontrastreiche Farbstellung ergibt, sondern natürlich auch an die britische Flagge erinnern soll. Insgesamt passt das Cover m.E. sehr gut zum Inhalt des Buches.
Ich habe den ersten Band - leider! - nicht gelesen, insofern waren die Personen alle für mich neu.
Ich muss gestehen, als ich das an den Anfang gestellte Personenregister sah, wurde mir leicht angst... aber danke dafür, und Kompliment an die Autorin: obwohl ich die Personen alle nicht kannte, musste ich nur einmal etwas nachschlagen. Dank der guten Charakteristiken, die auch netterweise immer wieder auf unterschiedliche Weise wiederholt und betont werden und keinesfalls langweilig werden, habe ich mich auch in den vielen Personen gut zurecht gefunden.
Sehr gut gefällt mir der Stil und das Tempo der Erzählung - sehr wohltuend nach so vielen "rasanten" Krimis der aktuellen Zeit. Es passt auch sehr gut zur geschilderten Atmosphäre im sommerlichen Großbritannien, in noblem Ambiente und einigen literarisch gebildeten und ambitionierten Menschen.
Wunderbar gelungen ist auch der Mix aus realen und fiktiven Personen, wobei sowohl die realen als auch die fiktiven sehr gut charakterisiert sind.
Es macht Spaß, Phyllida und ihre eigenwilligen Gedanken und Handlungen zu begleiten.
Ich habe mich jeden Tag darauf gefreut, ein Stück weiter zu lesen.
Sehr schön geschildert finde ich die subtilen – und heftig bestrittenen! - Flirts zwischen Phyllida und dem Arzt und dem Chauffeur – köstlich! -, außerdem auch die anderen Dialoge zwischen den beteiligten Personen.
Zum Täter hatte ich lange keine Idee. Durch die doch etwas verwirrenden Geschehnisse wurden wir als Leser lange geschickt vom wahren Kern des Mordmotivs abgelenkt, aber genau das  machte einen Höllenspaß. Ohne dass die Spannung nachließ, ging es bis zu einem rasanten Finale, einer Auflösung à la Hercule Poirot im Kreise aller Verdächtigen.
Man musste wirklich um drei Ecken denken und dann wieder zurück, um auf DIESE Auflösung zu kommen. Aber ich finde sie schlüssig, zumindest sind mir keine Ungereimtheiten aufgefallen.
Und wie schön, dass alles noch einmal so sorgfältig erklärt wurde - genau so habe ich es gern!
Ich bin ganz traurig, dass die Geschichte zu Ende ist – und freue mich auch eine Fortsetzung. Oder ich lese jetzt den Vorgängerband...