Rezension

Wunderbar!

Transatlantik - Colum McCann

Transatlantik
von Colum Mccann

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ich freue mich immer, wenn ein neues Buch von Colum McCann erscheint, seine Bücher sind immer Höhepunkte des Lesevergnügens für mich.

So erging es mir auch mit seinem neuen Buch, das die Geschichte von drei Männern und vier Frauen erzählt, die in einem Zusammenhang mit Irland stehen. Das junge irische Hausmädchen Lily wandert in die USA aus, weil der schwarze Bürgerrechtler Frederick Douglass in ihr die Idee der Freiheit geweckt hat, ihre Tochter Emily wird Journalistin und schreibt über den ersten Transatlantikflug zwischen Neufundland und Irland. Deren Tochter Lottie kehrt nach Irland zurück und heiratet dort. Die Linie stirbt mit Lotties Tochter Hannah aus, die vereinsamt und verarmt auf einer Insel lebt.

Es sind vor allem die Frauengestalten, die McCann besonders lebendig beschreibt, sie sind stark und glauben an sich. Aber auch die Männer sind Persönlichkeiten, in die man sich gut hineinversetzen kann. Man erfährt viel über die meist traurige Geschichte des Landes und die Hoffnung, die nach dem Karfreitagsabkommen herrscht.

Das Buch ist sehr vielschichtig, kein "Frauenroman", aber auch keine historische Abhandlung, sondern lebendig und dabei ruhig und manchmal melancholisch erzähltes Leben über 150 Jahre hinweg. McCann gelingt es immer wieder berührende Momente so zu schildern, dass sie unter die Haut gehen.  Dabei fängt das Buch eher zäh an, vor allem, wenn man sich nicht sehr für Fliegerei interessiert, aber das Durchhalten lohnt sich.

McCanns Sprache ist ausgesprochen schön und sehr gut zu lesen. Wer noch nichts von ihm kennt, sollte vielleicht mit "Der Himmel unter der Stadt" weiterlesen oder "Die große Welt". Ich kann bei diesen Büchern vollkommen abschalten, so sehr fasziniert mich McCanns Sprache.