Rezension

Wunderbare Beschreibungen der vorherrschenden Zeit…

SOMERSET. Sehnsucht und Skandal (1) -

SOMERSET. Sehnsucht und Skandal (1)
von Emma Hunter

Bewertet mit 4 Sternen

Wunderbare Beschreibungen der vorherrschenden Zeit…

Isabella macht sich auf den Weg zu Onkel und Tante nach Bath, nachdem sie sich zu Hause einen furchtbaren Fehltritt geleistet hat. Sie nehmen sie bei sich auf und führen sie in die Gesellschaft ein, in der Hoffnung einen passenden Ehemann für sie zu finden. Schnell findet sich jemand, doch irgendwie fühlt es sich für Isabella nicht richtig an. Nimmt sie es trotzdem in Kauf, um ein unbeschwertes Leben zu führen?

Isabella war mir von Anfang an sympathisch. Für die vorherrschende Zeit ist sie eine selbstbewusste junge Frau, die ihren Weg gehen will und Lösungen sucht und findet, um ihrem Ziel näher zu kommen. Zu Hause hat sie ihrem Vater bei Operationen geholfen und so wünscht auch sie sich für die Zukunft weiter in diesem Bereich zu arbeiten und sich fortzubilden. Das darf sie leider nicht so zeigen, denn ihre Tante hat ganz andere Vorstellungen. Doch Isabella merkt schnell, dass sie sich den Normen und der Etikette nicht vollständig unterwerfen kann und sich einen Mann wünscht, der das unterstützt. Nur leider ist ihr Heiratskandidat ein Mann, der das tradierte Frauenmuster sucht. Zwar versucht Isabella sich darauf einzulassen, doch ihr wird bewusst, dass sie das nicht glücklich machen wird. Isabella hat mir gut gefallen, nur hätte ich mir eine positivere Entwicklung gewünscht. Man lernt sie als intelligente Frau kenne, doch wirkt sie manchmal echt naiv und das hat für mich leider nicht immer gepasst. Trotzdem ist sie mir ans Herz gewachsen und ich habe mit ihr mitgefiebert.

Alexander wurde mit erst mit der Zeit sympathisch. Anfänglich war er recht distanziert, aber mit der Zeit konnte man ihn und seine Beweggründe besser kennenlernen und so haben wir uns langsam angenähert. Außerdem hat mir sehr gefallen, wie er mit Isabella umgegangen ist und sie für ihr Können bewundert hat. Ihr dafür auch sein Vertrauen und den nötigen Freiraum gelassen hat. Zwar hat er anfänglich mit Vorurteilen zu kämpfen, aber die kann er nach und nach abbauen. Alexander war in seiner Art sehr authentisch und wusste immer, was er will.

Auch alle anderen Figuren haben mit gut gefallen. Jede hatte ein eigenes Ziel / eine eigene Motivation und hat das große Ganze sinnvoll ergänzt und die Handlung vorangebracht.

Die Handlung hat mir insgesamt gut gefallen. Es wurde eine ansteigende Spannungskurve mit größeren und kleinen Konflikten entwickelt. Mich hat es die ganze Zeit im Buch gehalten, weil ich immer wissen wollte, wie es weitergeht. Thematisch war das Ganze auch gut bearbeitet. Und es gab echt amüsante Szenen, die mich haben schmunzeln lassen. Nur leider war mir das Geheimnis um den Stoffschmuggel etwas durcheinander und am Ende für meinen Geschmack auch nicht logisch aufgelöst. Hier hätte ich mir etwas Klares gewünscht. So wirkte es ein wenig suspekt. SPOILER ANFANG: Der, den niemand leiden kann, der bekommt einfach die Schuld, auch ohne wirkliche Beweise. SPOILER ENDE

Dafür hat mir der Schreibstil umso mehr gefallen. Alles hat sich flüssig gelesen. Die Dialoge waren unterhaltsam und der Ausdruck hat prima zur Geschichte und in dieses Genre gepasst. Es war ein Meer an wunderbaren Eindrücken der vorherrschenden Zeit. Die Beschreibungen der Settings und die atmosphärischen Beschreibungen haben mich in diese Geschichte eintauchen lassen. Die Darstellung der emotionalen Ebene war nachvollziehbar und hat mich insbesondere die beiden Hauptfiguren besser verstehen lassen. 

Von mir erhält dieses Buch eine klare Kaufempfehlung (4/5 Sterne), weil Isabella eine sehr selbstbewusste Hauptfigur war und sich hat nicht unterkriegen lassen, weil auch es viele andere starke Frauen in diesem Roman gab und weil die Beschreibungen mich haben in die damalige Zeit eintauchen lassen. Ein halbes Sternchen ziehe ich jedoch ab, weil Isabella an manchen Stellen etwas naiv rüberkam und es so nicht wirklich zu ihr gepasst hat. Ein weiteres halbes Sternchen ziehe ich ab für die Auflösung des Stoff-Schmuggels. Das war für mich nicht nachvollziehbar und die Schuldzuweisung war schon etwas merkwürdig. Trotzdem lohnt es sich, dieses Buch zu lesen.

Vielen Dank an Emma Hunter und den Penguin Verlag für diese Geschichte.