Rezension

Wunderbare Idee, aber noch ein paar Schwächen

Sturmtochter, Band 1: Für immer verboten
von Bianca Iosivoni

Bewertet mit 3 Sternen

„Sturmtochter – Für immer verboten“ ist der Auftakt zu Bianca Iosivonis Sturmtochter-Trilogie. Es war mit eine ihrer ersten Ideen und doch hat es viele Jahre in der Schublade und viele Überarbeitungen gebraucht bis zur Veröffentlichung in 2018.

 

Schottland wird von fünf Clans beherrscht, von denen jeder ein anderes Element kontrollieren kann. Die 17-jährige Avalee Coleman, kurz „Ava“, weiß nichts darüber, auch wenn ihr Elementarkräfte nicht fremd sind: Von ihrem Vater ausgebildet macht sie auf Skye Jagd auf gefährliche Elementare, häufig in Begleitung des geheimnisvollen Lance. Doch alles ändert sich an dem Tag, an dem sie feststellt, dass sie Wasser beeinflussen kann.

 

„Sturmtochter“ ist überwiegend aus Avas Perspektive geschrieben. Gerade in Fantasygeschichten, in denen jemand zuvor unbekannte Kräfte entdeckt, finde ich dies besonders gelungen. Der Leser kann so sehr gut nachempfinden, wie Ava die ganze Veränderung wahrnimmt und welche Sorgen sie hat. Wenige Kapitel aus anderen Perspektiven geben dem Leser gerade genug Informationen um neugierig zu werden und nicht zu viele, als dass diese Neugier wieder abebbt.

 

Was mich leider sehr an Ava gestört hat, war ein Großteil ihrer wörtlichen Rede. „Im Ernst?“, „Ernsthaft?“ und „Echt jetzt?“ (o.ä.) waren Ausdrücke, die sich sehr häufig wiederholt haben. Dabei war allerdings nicht nur die Wiederholung das Problem, sondern vor allem auch, dass es in den betreffenden Situationen sehr künstlich gewirkt hat. Es sollte vermutlich einen lustigen, coolen Eindruck erwecken, ich empfand es aber eher als deplatziert. In einem schwierigen Kampf, in dem sie hochkonzentriert vorgehen muss ist es unglaubhaft zum einen mit sich selbst zu sprechen, zum anderen dies vor allem in ironischer, lustiger Art und Weise zu tun. Natürlich könnte man jetzt argumentieren, dass es einfach ihr Charakter sei, dann muss ich aber einwenden, dass es eine wenig nachvollziehbare Seite ihrer Persönlichkeit ist.

 

Mein Problem mit der wörtlichen Rede hat sich leider auch in einigen Dialogen gezeigt. Hier sollte Ava zum Teil auch einen lustigen, schlagfertigen Eindruck erwecken – so mein Empfinden -, aber ihre Aussagen wirkten auf mich künstlich, beziehungsweise als das, was sie waren: gescripted. Hier liegt nun die Kunst beim Schreiben: Es soll nicht abgelesen klingen, sondern natürlich. Dies ist während des Lesens leider selten so rübergekommen.

 

Zusätzlich hat mir ein bisschen der rote Faden gefehlt. Ava entdeckt ihre Kräfte, das ist wirklich aufregend geschildert. Kurz danach hat sie ein kleines Abenteuer vor sich um ein paar Antworten zu finden, aber danach läuft die Handlung ein wenig ins Leere. Man erkennt kein Ziel und keine klaren Aufgaben. Erst zum Ende hin ist wieder ein eindeutiger Ablauf zu verfolgen.

 

Total begeistert hat mich hingegen die Idee: Fünf Elemente, fünf Clans, jeder mit seinem eigenen Gebiet und alles im Verborgenen. Die Mischung aus moderner Gegenwart und Fantasy ist gut gelungen und auch der Hauch historisches Schottland ist perfekt eingewoben. Es entsteht ein gutes Gleichgewicht und der Eindruck einer Welt, die so theoretisch tatsächlich existieren könnte. Gerade das finde ich bei Contemporary Fantasy besonders wichtig.

 

Auch die einzelnen Charaktere mag ich sehr. Sie sind ganz unterschiedlich und liebevoll ausgearbeitet, jeder mit Stärken und Schwächen, sodass sich eine authentische Person ergibt. Ich freue mich schon darauf, in den weiteren zwei Bänden mehr über jeden von ihnen zu erfahren.

 

Bei der Bewertung habe ich lange zwischen 3 und 4 Sternen geschwankt. Dann musste ich feststellen, dass es vor allem daran lag, dass ich das Buch mögen WOLLTE. Ich wollte den Hype nachempfinden, ich wollte das Universum in mich aufnehmen, ich wollte in der Trilogie aufgehen. Wenn ich mich allerdings ganz klassisch darauf besinne, was mir gefallen hat und was nicht, komme ich zu 3 von 5 Sternen. Für Teil 2 und 3 sehe ich dennoch sehr viel Potenzial. Gerade meine Kritik am fehlenden roten Faden könnte sich nach Band 1, welcher ja meistens eine Einführung und ein Aufwärmen ist, erledigen. Bezüglich der Dialoge kann ich eine Verbesserung nicht absehen, aber die Idee zur Geschichte gefällt mir so gut, dass sie mich befeuert, Teil 2 und 3 trotzdem lesen zu wollen.