Rezension

Zu wenig tiefsinnig für die Thematik

Herzblut: Liebe macht Anders - Karen-Susan Fessel

Herzblut: Liebe macht Anders
von Karen-Susan Fessel

Bewertet mit 2 Sternen

Anders ist anders, schon als seine neuen Mitschüler ihn in der Klasse sitzen sahen, war ihnen das bewusst ohne den genauen Grund allerdings zu kennen.
Während die Jungs ihn als Eindringling betrachten, der ihnen ihr Revier streitig machen will, sind die Mädchen dem neuen Jungen sofort verfallen. Insbesondere Sanne, Sanne durchfährt jedes mal eine heiße Welle wenn sie ihn anschaut, das hingegen lässt Robert vor Zorn erglühen.
Wie besessen versuchen er und seine Freunde mehr über Anders herauszufinden, etwas was sie gegen ihn verwenden können.
Während Robert immer vergeblich nach ihm googlet und alle möglichen Suchbegriffe in die Tastatur hämmert, freundet sich Anders mit Pascal an. Eine aufkeimende Freundschaft und auch Sanne kommt er immer näher, als gerade alles irgendwie schön ist, findet Robert allerdings doch die nötigen Informationen um Anders fertig zu machen..

Der Titel prangt in großen Lettern auf dem Cover, der Titel sticht ins Auge und lässt einen durchaus neugierig werden. Zudem mag ich die Farbgestaltung, grau und rosa sind für mich eine schöne Mischung.

Das Buch bietet allein durch seine Thematik ein großes Potenzial. Der Leser wird mit einem Thema konfrontiert, dass immer noch regelrecht tabuisiert wird, Intersexualität, das geboren werden mit zwei Geschlechtern.
Ich hab mich daher wirklich auf das Buch gefreut, weil ich einfach noch nie wirklich in Berührung mit dieser Thematik kam, schon gar nicht in der Literatur.
Durch die geringe Anzahl an Seiten, war aber schon von Anfang an klar, dass wahrscheinlich nicht wirklich tief in die Thematik eingetaucht wird.
Dass es dann aber so oberflächlich abgedeckt wurde, hat mich enttäuscht.

Der Protagonist ist zwar intersexuell, aber letztendlich hätte es auch jede andere Sache sein können die den Hass seiner Mitschüler auf sich zieht. Es ist einfach nur ein ungewöhnlicher Punkt der hier ausgewählt wurde, der zwar der Grund für das Verhalten seiner Mitschüler ist, aber nicht wirklich thematisiert wird.
Stattdessen ist der Antrieb für alles was Robert tut, in erster Linie die Eifersucht die er hegt, weil Sanne, das Mädchen auf das er steht, sich für Anders interessiert.
Primär geht es also nicht um Intersexualität in diesem Buch und der "wunder Punkt" von Anders hätte beliebig ausgetauscht werden können das fand ich einfach recht schade. Nun haben wir es hier mit einem Jugendbuch zu tun, das sollte man wohl nicht außer Acht lassen, dennoch eine tiefgründigere Beschäftigung mit dem Thema an sich hätte ich begrüßt.
Zu mal ich durchaus der Meinung bin, dass man schon in der Jugend anfangen sollte ein gewisses Verständnis dafür zu wecken und Toleranz aufzubauen, aber vielleicht reicht die subtile Auseinandersetzung gerade für junge Jugendliche auch schon.

Die Geschichte an sich konnte leider auch nicht wirklich durch Spannung aufbauen. Neben den ganz gewöhnlichen erzählen der Geschichte, tauchen hier immer wieder Zeugenaussagen von Anders Mitschüler und seiner Schwester auf. Mir hat das eigentlich sehr gut gefallen, zu mal man so von vielen Nebencharakteren genauere Einblicke erleben durfte und die Motivation hinter gewissen Taten erfuhr.
Leider wird einem dadurch auch schon viel vorweg genommen. Eigentlich war die grobe Handlung schon allein durch den Klappentext und den ersten Aussagen bekannt gewesen, was auch der hauptsächliche Grund dafür war, dass keinerlei Spannung bei mir aufkam. Fand ich ehrlich gesagt ziemlich enttäuschend.

Auch die Sprache hat mir nicht wirklich gut gefallen, die Autorin hat sich bemüht jugendlich zu klingen, wirklich ernst nehmen konnte ich das nicht. Es hat einfach nur aufgesetzt gewirkt, zu mal ich auch keine jüngeren kenne die sich so artikulieren. Einfach eine übertriebene Darstellung meiner Meinung nach. Mag sein, dass es einigen gefallen wird, ich allerdings fand, dass es einfach nur den Lesefluss gestört hat.

Was mir gut gefallen hat war die Darstellung der Charaktere, es sind viele Personen vorhanden und trotz der geringen Seitenanzahl, fand ich sie durchaus gut ausgearbeitet. Recht gewöhnlich waren sie irgendwo schon, vom klassischen Außenseiter bis hin zum arroganten Schnösel war eigentlich alles vorhanden was es an Stereotypen geht, mehr Kreativität in der Gestaltung der Charaktere, wäre schon wünschenswert gewesen.
Dennoch konnte nicht nur Anders, der natürlich anders ist die Sympathie auf meine Seite ziehen, ich mochte vor allem auch Sanne und Pascal. Die beiden sind die einzigen die Anders näherkommen und gerade Sanne die sein Geheimnis als erstes erfährt und einfach sehr gelassen darauf reagiert, weil sie sich verliebt und wenn man verliebt dann ist das Geschlecht doch einfach egal, denn man liebt den Menschen. Fand ich eine sehr schöne kleine Botschaft, auch wenn man natürlich auch nicht erwartet hatte, dass es anders kommt. ;)

Definitiv ein Buch das man lesen kann, allerdings gibt es aus meiner Sicht einige Schwächen und das Buch hätte mit seiner Thematik, wesentlich mehr Potenzial geboten als hier genutzt wurde.