Rezension

Zurück zu den Wurzeln...

Leichenblässe - Simon Beckett

Leichenblässe
von Simon Beckett

Bewertet mit 5 Sternen

Die vorhergehenden Ereignisse haben bei David Hunter nicht nur körperliche Narben verursacht, auch seine seelische Verfassung ist angeschlagen. Er zweifelt daran, seinem Beruf als Forensiker überhaupt noch gewachsen zu sein. Um auf andere Gedanken zu kommen begibt er sich nach Tennessee, zur Body Farm, zurück zu den Wurzeln seines Berufstandes. Dort kann er an der Forschung teilhaben und seinem ehemaligen Lehrer, Tom Lieberman, dem dortigen Direktor, einen Besuch abstatten. Doch lange kann sich David nicht zwischen den Leichen, die sich dort zu Versuchszwecken befinden, verkriechen. Sein früherer Mentor nimmt ihn zu einer Jagdhütte in den Smoky Mountains mit, in der eine Leiche gefunden wurde. Nicht jeder ist mit der Anwesenheit des Engländers bei den Ermittlungen einverstanden. Und Hunter fühlt sich auch selbst fehl am Platz, jedoch bittet ihn Tom um seine Mithilfe und der Fall selbst wird immer mysteriöser und gefährlicher.

Zum dritten Mal lässt Simon Beckett seinen Forensiker David Hunter Leichen untersuchen. Diese Mal ist der forensische Anthropologe schwermütiger denn je, er ist depressiv, zweifelt, sein ganzes Leben ist aus den Fugen geraten. Dieser Folgeband unterscheidet sich insofern von den anderen, dass Beckett zwischendurch auch, kursiv geschrieben, Einblick in die Psyche des Täters gewährt. Dieses dient als weiteres Spannungselement und gibt dem Ganzen eine weitere Gänsehaut bereitende Note.

Auch dieses Mal ist es dem Autor gelungen, den Leser lange im Unklaren zu lassen, wer hinter den Taten steckt. Die Beschreibung der forensischen Arbeit kommt auch nicht zu kurz und Beckett stellt die Prozesse, die nach dem Ableben mit dem Körper vor sich gehen, wie gewohnt detailliert dar. Der Thriller ist kurzweilig, der Schreibstil einfach und mitreisend. Die einzelnen Charaktere hätten noch etwas mehr Tiefe bekommen können, neu eingeführte Personen blieben mir etwas zu farblos und bei der Figur des David Hunter hätte ich mir auch ein wenig mehr Entwicklung gewünscht. Vielleicht gelingt es ihm ja irgendwann etwas von seiner Schwermut abzustreifen. Trotz dieses Kritikpunktes fühlte ich mich sehr gut unterhalten, besonders Becketts unnachahmliche Art, den Leser auf falsche Fährten zu locken und dann zu überraschen, gefällt mir nach wie vor. Trotz dessen, dass ich nun beim dritten Teil noch mehr auf der Hut war und es schon erwartet hatte, ist es ihm letztendlich wieder gelungen, mich zu verblüffen.

"Leichenblässe" - eine gelungene Fortsetzung der David Hunter - Reihe, ein neuer Fall, rätselhaft und unergründlich.