Rezension

2. Band der Fred-Abel-Reihe

Zersetzt
von Michael Tsokos Andreas Gößling

Bewertet mit 5 Sternen

Dienstag, der 5. September, soll das Leben von Dr. Fred Abel nachhaltig verändern. Der Tag, der eigentlich ganz gewöhnlich beginnt, hält noch so manche böse Überraschung für den stellvertretenden Leiter der BKA-Einheit "Extremdelikte" bereit. Wie jeden Morgen findet die Frühbesprechung im Team statt und die aktuellen Fälle werden durchgesprochen. So berichtet Einheitsleiter Paul Herzfeld von einem Leichenfund mit Verdacht auf Waterboarding und das ausgerechnet im Regierungsviertel! Fest steht, dass hier, nicht nur in Anbetracht des Leichenfundortes, der Fall äußerst brisant ist. Klar, dass Herzfeld will, dass sein bester Mann die Obduktion vornimmt. Doch Freds Instinkt schlägt bei einem anderen Fall an. Ein Mann ist laut Totenschein an Leberversagen verstorben - doch bei der Feuerbestattungs-Leichenschau fiel auf, dass der Mann augenscheinlich eine Einstichstelle in der Kniekehle hatte. Da ein solcher Todesfall bereits vor einem halben Jahr auftauchte, wird hier die Obduktion der Leiche angeordnet.

 

Doch damit nicht genug. Der Innenminister hat angefragt, ob Herzfeld nicht in Transnistrien die Obduktion zweier Leichen, welche in einem Container mit ungelöschtem Kalk aufgefunden wurden, durchführen könnte. Zu Freds Unglück hat Herzfeld bereits einen Termin für den geplanten Zeitraum, sodass es an ihm, seinem Stellvertreter, ist, die Reise anzutreten und nach Möglichkeit die Identität der Opfer und deren Todesumstände herauszufinden. Zwar besteht eine Vermutung, um wen es sich handelt, doch wissenschaftlich fundierte Beweise müssen her und auf Grund der politischen Lage vor Ort ist es notwendig, dass ein außenstehender Rechtsmediziner diese Untersuchungen vornimmt. Wenig begeistert stimmt Fred zu, denn eigentlich würde er lieber dem Tod des Mannes mit dem Nadeleinstich nachgehen.

 

Während seiner Arbeit in Transnistrien ist Fred alles andere als wohl, denn er muss unter den widrigsten Bedingungen arbeiten und ihm schwant, was passieren könnte, wenn sein Gutachten nicht so ausfallen würde, wie es sich die Führungselite wünscht. Schnell steht tatsächlich fest, dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit bei den Leichen um die Brüder Spiridon und Artemij Stepanov handelt, die Neffen eines führenden Unternehmers in dem kleinen Land. Auch kann Fred schnell die Verletzungen klassifizieren und klären, was mit den Männern geschah, bevor sie in die Kalkcontainer gestoßen wurden - doch warum wurden sie aufs schwerste gefoltert und misshandelt, bevor man sie schlussendlich tötete? Während Fred in diesem fast unwirklich anmutenden Land diesen Fragen nach seinen Möglichkeiten nachgeht, kämpft in Deutschland eine junge Frau um ihr Leben, deren Zeit bei ihrem Peiniger fast abgelaufen ist ...

 

 

Der 2. Band der Fred-Abel-Reihe! Der Plot wurde realistisch und abwechslungsreich erarbeitet. Besonders gut hat mir gefallen, dass es dieses Mal dem Protagonisten mitunter so richtig an den Kragen ging, denn ehrlich - ich fand ja, in Band 1 lief für ihn einiges viel zu glatt. Erschreckend hingegen fand ich, dass etwa 80 % der im Buch "aufgezeigten" Fälle tatsächlichen Verbrechen nachempfunden wurden - das macht mich schon sehr nachdenklich, gerade im Hinblick, wie verderbt manche Individuen sein können. Die Figuren wurden facettenreich und authentisch erarbeitet. In diesem Band habe ich so richtig mit dem Protagonisten Fred Abel mitgelitten, denn der durchaus vom Erfolg verwöhnte Rechtsmediziner muss hier zeigen, was für ein Mann wirklich in ihm steckt. Den Schreibstil empfand ich als fesselnd-angenehm zu lesen, sodass ich hier mit Fug und Recht behaupten kann, in jeder freien Minute meine Nase in das Buch gesteckt zu haben. Auf den Nachfolge- bzw. abschließenden Band der Trilogie bin ich schon jetzt sehr gespannt.