Rezension

Absolut überzeugend

Ich, Eleanor Oliphant - Gail Honeyman

Ich, Eleanor Oliphant
von Gail Honeyman

Bewertet mit 5 Sternen

INHALT:
Eleanor Oliphant ist anders als andere Menschen. Eine Pizza bestellen, mit Freunden einen schönen Tag verbringen, einfach so in den Pub gehen? Für Eleanor undenkbar! Und das macht ihr Leben auf Dauer unerträglich einsam. Erst als sie sich verliebt, wagt sie sich zaghaft aus ihrem Schneckenhaus - und lernt dabei nicht nur die Welt, sondern auch sich selbst noch einmal neu kennen.

MEINUNG:
Ich habe mich sehr auf dieses Buch gefreut, da ich Geschichte mag, in denen spezielle Charaktere vorkommen. Dennoch hatte ich von Eleanor eine ganze andere Vorstellung als sie letzten Endes war. Dieses Buch hat mich wirklich überrascht und zwar sehr positiv.

Wir lesen die Geschichte aus der Sicht von Eleanor. Eleanor ist 30 Jahre alt, Buchhalterin und lebt alleine. Ehrlich gesagt kam mir Eleanor erstmal vor wie ältere, schrullige Frau und nicht wie eine junge Frau von 30 Jahren. Sie hat mich sehr an Britt-Marie von Britt-Marie war hier von Fredrik Backman erinnert und die war bereits eine ältere Frau. Der Eindruck von Eleanor entstand bei mir, weil sie auf Grund ihrer festen Abläufe, die auf mich häufig sehr schrullig, aber auch liebenswert wirkten. Eleanor ist eben sehr speziell, aber ich mochte sie gleich auf den ersten Seiten. Sehr gut hat mir gefallen, dass sich sie sich sehr bewusst ist, dass sie anders ist und sie geht in der einen oder anderen Situation auch offen damit um. Man kann es auch häufig als Pragmatismus beschreiben, den Eleanor dort betreibt. Ich hatte schon die Befürchtung, dass mich eine zutiefst traurige, melodramatische, einsame Protagonistin in diesem Roman erwartet. Natürlich ist Eleanor ein Stück weit einsam, denn sie hat anfangs nicht wirklich irgendwelche Freunde bzw. Leute, denen sie wichtig ist.

Durch einen Zufall ergibt sich zwischen ihr und ihrem Arbeitskollegen Raymond eine Verbindung, die ihr gut tut und die sie auch in ihrem sozialen Leben bereichert. Parallel dazu gibt es einen Love Interest, der dazu führt, dass Eleanor auch an ihrem Äußeren anfängt zu „arbeiten“ und ihre eigenen Grenzen zu überschreiten. Sehr lustig fand ich, dass auch Eleanor bei anderen auf Äußerlichkeiten achtet, wo sie sich davon doch vorher selbst ausgenommen hat. Ich musste sehr oft schmunzeln bei Eleanors Verhalten und Beobachtungen.

Für Eleanors Verhalten und die zum Teil fehlende soziale Kompetenz gibt es Gründe, die nach und nach anfangen durchzuschimmern. Es wird schnell deutlich, dass es ein Ereignis in ihrer Vergangenheit gibt, dass sie stark geprägt hat und das aber bis heute verdrängt hat. Im Verlauf der Geschichte kippt Eleanors psychischer Zustand dann auf einmal ganz rapide und sie ist auf Hilfe angewiesen, auch in professioneller Hinsicht. Mir gefiel diese Herangehensweise der Autorin sehr, denn ich finde es wenig realistisch, wenn Eleanor einfach durch die Liebe geheilt worden wäre, wie es in manch anderen Romanen der Fall ist. Für mich war diese Umsetzung sehr realistisch und damit auch glaubhaft. Eleanor wird dabei von Raymond unterstützt, der ihr in Zwischenzeit ein guter Freund geworden ist.
Raymond hat mir auch sehr gut gefallen, denn auch wenn er als der typische IT-Nerd dargestellt wird, ist er doch durch und durch einfach ein normaler Protagonist, der nicht völlig verkorkst ist. Das findet man auch nicht häufig in Bücher.

FAZIT:
Eleanor Oliphant war anders als ich erwartet habe, aber es konnte mich auf ganzer Linie überzeugen. Man bekommt hier eine wunderbare liebenswerte, wenn auch spezielle Protagonistin, die so langsam den Weg in ein soziales Leben findet. Das Buch überzeugte mich auch mit seiner Tiefgründigkeit. Unbedingt lesen!
Ich vergebe 5 von 5 Sternen.