Rezension

Agnes Erbe

Flüchtiges Glück -

Flüchtiges Glück
von Ulla Mothes

 

Milla, die bei ihrer Mutter und ihren beiden „Zieh-Vätern“ in Berlin aufwächst, ist schwanger von ihrem Freund Navid, der als Kriegsflüchtling aus Afghanistan nach Deutschland kam. Seine Familie wurde vor sechs Jahren von den Taliban im Kundus ermordet. Er möchte Milla heiraten, aber er spürt, dass in dieser Familie ein dunkles Geheimnis wie ein Gift in die Generationen einsickert. Er lässt nicht locker, so dass auch Milla Ungereimtheiten in der Familiengeschichte entdeckt und diese zu entschlüsseln versucht. Sie stellt Nachforschungen an. Ihre Großmutter Agnes war einst Mitarbeiterin bei der Stasi.

Die Protagonisten sind authentisch gezeichnet. Besonders Agnes ist für mich eine interessante Figur, sie hat einiges zu verbergen. ‚Unterschätzt zu werden war strategisch immer eine gute Position‘, dieser Satz beschreibt Agnes sehr gut. Die Liebesgeschichte zwischen Milla und Navid glaubwürdig und schön erzählt. Leid tut mir in diesem Roman Agnes Tochter Jola. Ihr Leben wurde durch eine Intrige zerstört.

Nebenbei erfahren wir von den katastrophalen Umweltverschmutzungen in der Industrieregion Bitterfeld. Umweltaktivisten filmten bereits 1988 die Zustände dort. Das war eine sehr riskante Aktion, denn hätte man sie erwischt, wären sie geradewegs in Bautzen gelandet. Der sogenannte „Silbersee“ wurde zum Sinnbild der Ökokatastrophe. Die Hinterlassenschaften einer Filmfabrik sprudelten zu DDR-Zeiten als Giftbrühe in das Grundwasser. Die Sanierung ist wahrscheinlich eine Aufgabe für die Ewigkeit.
 

Fazit: Wer an der jüngeren Geschichte Interesse hat und wissen möchte, wie die Menschen in dieser Zeit lebten, ist mit diesem Unterhaltungsroman gut beraten.