Rezension

Toller Familienroman über die DDR

Flüchtiges Glück -

Flüchtiges Glück
von Ulla Mothes

Bewertet mit 3.5 Sternen

Milla ist Studentin und eine eigentlich glückliche Frau. Alles ist gut, so wie es ist. Bis ihr Freund ihre Familie auf den Kopf stellt und alle Geheimnisse aus DDR-Zeiten ans Tageslicht holt. Ob das gut enden wird?

Mir hat die verzwickte und verschachtelte Familiengeschichte sehr gut gefallen. Es war interessant Stück für Stück das Puzzle zusammenzusetzen und zu erfahren, was Ende der 80er Jahre in Wolfen wirklich passiert ist. Jeder hat sein Geheimnis in sich und sein Päckchen zu tragen.

Der Schreibstil hat mir gut gefallen, schon in Mothes letzten Roman „Geteilte Träume“ kam ich in den Genuss von ihrer Schreibart. Die Perspektive und Zeitwechsel haben mir gut gefallen und sie waren gut gesetzt. Man weiß auch immer sehr schnell wann und wo beziehungsweise mit wem man gerade ist. Die meiste Zeit sind wir in der Gegenwart bei Milla dabei, die sich als roter Faden durch den Roman zieht. Abwechselnd bekommen wir Jolas Geschichte mit und Rückblenden, die von der Zeit in Wolfen erzählen.

Die Charaktere waren gut, aber so richtig nah war mir keiner. Milla bliebt mir recht fremd. Obwohl sie eigentlich der Hauptakteur und irgendwie der Mittelpunkt ist, ist sie eher eine Nebenfigur. Man könnte sie mit dem Erzähler vergleichen. Jola ist ein bisschen der verrückte Wirbelwind. Dirk und Toni schienen feine Typen zu sein. Und Agnes und Franz das Vorzeige-Kleinstadtehepaar.

Einziges Manko ist der Freund von Milla. Der ging mir die ganze Zeit ziemlich auf den Keks. Keiner hatte bisher ein Problem in der Familie. Jeder hatte mit seiner Vergangenheit abgeschlossen. Dass dann ein völlig Unbekannter sich einmischt und alte Wunden aufreißt, nur weil er selbst keine Familie hat, finde ich nicht in Ordnung. Es muss ja nicht immer gut ausgehen, es kann ja auch ein riesiges Drama daraus werden. Ohne ihn, hätte es natürlich die Geschichte nicht gegeben, weil dann alle weitergelebt hätte, wie bisher. Aber man hätte das auch anders lösen können – nicht so unsympathisch. Da mir Navid einfach sehr unsympathisch war und er mir als sehr störend vorkam, vergebe ich vier von fünf Sterne. Wäre diese Figur anders gewesen, wären es fünf von fünf geworden. Dennoch spreche ich eine klare Leseempfehlung aus.