Rezension

Anders als erwartet, aber gut

Und Marx stand still in Darwins Garten - Ilona Jerger

Und Marx stand still in Darwins Garten
von Ilona Jerger

Männer, die den Lauf der Welt beeinflusst haben

Was hätten Charles Darwin und Karl Marx sich wohl zu sagen gehabt, wären sie sich jemals begegnet? Der Naturforscher und der Ökonom, die mit ihren Forschungen und Theorien den Lauf der Geschichte beeinflusst haben, waren Zeitgenossen. Historisch belegt ist, dass die beiden Wissenschaftler kaum mehr als zwanzig Meilen voneinander entfernt in der Nähe Londons wohnten. Begegnet sind Sie sich vermutlich nie. In Ihrem Roman Und Marx stand still in Darwins Garten lässt die Journalistin und Sachbuchautorin Ilona Jerger den Begründer der Evolutionstheorie und den Revolutionär aufeinander treffen. Darwin und Marx haben auf den ersten Blick einiges gemeinsam: Beide stehen in der letzten Phase ihres Lebens, beide haben Theorien entwickelt, die Kritikern reichlich Angriffsfläche boten und nicht zuletzt haben sie sich die Kirche zum Feind gemacht. 

Mein erster spontaner Gedanke beim Lesen des Buchtitels und Betrachten des Buchcovers war: “Wie spannend, die beiden haben sich wohl einiges zu erzählen, und ich möchte da gerne als Mäuschen dabei sein.“ 
Ilona Jerger fängt sowohl den Zeitgeist um 1881 als auch die beschauliche Atmosphäre im Forscherhaushalt Darwins ein. Wobei mir die Beschreibungen der Darwinschen Versuche mit Würmen ein wenig zu ausführlich waren. Ich hatte mich hauptsächlich auf eine Zusammenkunft von Marx und Darwin gefreut und mir aus ihren Gesprächen erhofft, ein wenig mehr von ihren Theorien verstehen zu können. An diesem Punkt wurde ich auf den ersten Blick enttäuscht. Das Kapitel über das fiktive Abendessen im Hause ist anders gelaufen, als ich es erwartet hatte. Ein müder, kranker Marrx, der nicht in der Lage ist, sich verständlich zu machen und ein Darwin, der mit Nachdruck darauf hinweisen muss, dass es niemals seine Absicht war, Gott abzuschaffen.  
Nachdem ich diesen Roman mit seinen detailliert und liebevoll geschilderten Charakteren habe „sacken lassen“, denke ich, dass Ilona Jerger ein Roman gelungen ist, der nicht zum oberflächlichen „weglesen“ geeignet ist. Ich empfehle dieses Buch Leuten, die gerne länger über Gelesenes nachdenken und die Spaß an wissenschaftlichen Erkenntnissen und politischen Theorien haben. Für mich war es ein Ansporn, mehr über die Hintergründe von Evolution und (kommunistischer) Revolution herausfinden zu wollen.